Digitale Identität in der „Wallet“: Gerlach stellt Modellprojekte für „Self-Sovereign Identity“-Anwendungen vor
Wie kann ich in der digitalen Welt nachweisen, wer ich bin? Eine mögliche Antwort auf diese Frage bieten sogenannte „selbstbestimmte Identitäten“ (Self-Sovereign Identities SSI) auf Basis der Blockchain-Technologie. Dabei behalten die Nutzerinnen und Nutzer größere Kontrolle darüber, welche persönlichen Daten mit wem geteilt werden und für welche Zwecke. Das Bayerische Staatsministerium für Digitales hat zwei konkrete SSI-Praxisanwendungen untersuchen lassen: Die Vermeidung von Steuerausfällen auf Online-Marktplätzen und die identitätsgesicherte Kommunikation von Bürgerinnen und Bürgern mit Behörden.
Digitalministerin Judith Gerlach zog jetzt eine positive Bilanz dieser Forschungsprojekte: „Je mehr unsere Welt sich digitalisiert, desto wichtiger wird die digitale Identität. Wir wollen uns einerseits so einfach und selbstbestimmt wie möglich im Internet bewegen, dort einkaufen oder unseren Kontostand checken. Gleichzeitig wollen wir vermeiden, dass jemand anderes sich für uns ausgibt und dort unseren Namen missbraucht oder damit sogar Straftaten begeht. SSI bietet da vielversprechende Ansätze, mit deren Hilfe wir unsere digitale Identität einfach, bequem und sicher quasi in der Brieftasche aufbewahren und darüber bestimmen können.“
Finanzminister Albert Füracker unterstreicht die Bedeutung des Einsatzes neuer Technologien auch für die Bayerische Steuerverwaltung, die mit dem 2019 gegründetem Bayerischen Innovationsnetzwerk (BISt) und einem eigenen Projekt zur SSI beteiligt ist: „Mit dem Bayerischen Innovationsnetzwerk bauen wir unser wichtiges eigenes Know-how in zukunftsträchtigen Digitalisierungs-Bereichen weiter aus. Wir arbeiten eng mit Wissenschaft und praxisnaher Forschung zusammen und koordinieren spannende Projekte. Unser Ziel: Die Chancen und Vorteile innovativer Technologien erkennen und mitgestalten. Damit stellen wir die Weichen für eine auch in Zukunft leistungsstarke und moderne Verwaltung und den bestmöglichen Service für die Bürgerinnen und Bürger!“
Mit Hilfe von SSI verwaltet der Nutzer seine digitale Identität selbst, ohne von einem zentralen Identitätsdienstleister abhängig zu sein. In einer elektronischen Brieftasche („Wallet“) auf einem digitalen Endgerät sammelt er persönliche Identitätsmerkmale wie Adresse, Alter oder Ausweisnummer, die ihm mittels Blockchain-Technologie von vertrauenswürdigen Stellen bestätigt wurden. Mit dieser selbstverwalteten Identität kann sich der Nutzer dann bei digitalen Anwendungen einfach und schnell ausweisen. Das Bayerische Staatsministerium für Digitales hat zwei Forschungsprojekte initiiert, mit denen mögliche Anwendungen von SSI untersucht werden sollten.
- Vermeidung von Steuerausfällen auf Online-Marktplätzen
Zusammen mit dem Landesamt für Steuern wurde ein Blockchain-basiertes Systems zur Vermeidung von Steuerausfällen auf Online-Marktplätzen entwickelt. Darin könnten Online-Händler digitale Nachweise über ihre steuerliche Registrierung erhalten, um diese über ihre „Wallet“ an Online-Marktplätze zu übermitteln. Dadurch könnten Steuerausfälle durch nicht registrierte Händler vermieden werden.
- Sichere Bürgerkommunikation mit Behörden
Gemeinsam mit dem Forschungsinstitute Cyber Defense der Universität der Bundeswehr in München wurde eine SSI-Wallet in Form einer Smartphone-App entwickelt. Dadurch könnten Bürgerinnen und Bürger beliebige, auch von der Wirtschaft (Banken, Versicherungen, Car-Sharing, usw.) zur Verfügung gestellte Identitäten beim eGovernment einsetzen. Das würde eine sichere Kommunikation mit Behörden ermöglichen.
Bei einer virtuellen Abschlussveranstaltung der beiden Forschungsprojekte wurde vereinbart, die beiden Ansätze weiterzuverfolgen. Dabei soll auch geprüft werden, ob die beiden SSI-Projekte Synergien entwickeln können, beispielsweise durch ein gemeinsames ID-Management. Gerlach betonte: „Wir werden das Zukunftsthema Self-Sovereign Identities weiter intensiv vorantreiben. SSI wird die Nutzung des Internets entscheidend verändern, da es vertrauenswürdige Interaktionen mit digitalen Diensten gewährleistet. Bayern wird hier auch künftig eine zentrale Rolle spielen.“
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