FÜRACKER: VOR 75 JAHREN STARTETEN DIE KONZERTE IM GROTTENHOF! Am 28. August 1945 fand das erste Konzert im Grottenhof der zerstörten Münchner Residenz statt
28. August 1945: Ein Sommerabend im „Grottenhof“ der Münchner Residenz untermalt von der Musik Franz Schuberts. Das berühmte Forellen-Quintett des romantischen Komponisten ertönt, leise plätschert dazu Hubert Gerhards bronzener Perseus-Brunnen aus dem 16. Jahrhundert. Was nach beschaulicher Idylle klingt, ist jedoch von hoher Symbolkraft. Denn das Konzert fand nur dreieinhalb Monate nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs unter Trümmern statt. Die Münchner Innenstadt bot damals ein Bild der Verwüstung und Zerstörung. Auch die gewaltige Residenz der Wittelsbacher Herrscher war im Zuge mehrfacher Bombardierungen zur Ruine geworden. In der Nacht vom 16. auf den 17. Juli 1944 waren die bis dahin verschont gebliebenen Fassaden des Grottenhofs eingestürzt und gaben die fragilen Muschelmosaike schutzlos der Witterung preis.
Zustande gekommen war das Grottenhof-Konzert im August 1945 auf Initiative des jungen Residenzbauleiters der Bayerischen Schlösserverwaltung, des Schweizer Architekten Tino Walz (1913-2008) und der um ihn gescharten und wenig später als Verein organisierten „Freunde der Residenz“. Mit der Musikveranstaltung knüpften sie an ältere Vorbilder an und beriefen sich nach der unmittelbaren Erfahrung von Krieg und Repression auf unbelastete Kulturtraditionen. Neben dem Forellenquintett waren für dieses erste Programm noch weitere Schubert-Lieder und ein Trio von Joseph Haydn vorgesehen. Außer der Sopranistin Gerda Sommerschuh wirkten der Sänger Julius Patzak, als Dirigent sowie Pianist Alexander Paulmüller und an den Streichinstrumenten Erich Wilke, Ludwig Jäger und Fritz von Hausegger mit. Inmitten zahlreicher Münchnerinnen und Münchner nahmen auch prominente Zuhörer auf den Holzbänken Platz: Kultusminister Otto Hipp, Oberbürgermeister Karl Scharnagl sowie Ministerpräsident und zeitweiliger Finanzminister Fritz Schäffer.
Vor diesem Publikum fasste der Architekt Walz in der Eröffnungsrede die Ziele der auf private Initiative tätig gewordenen Veranstalter zusammen: „Konzerte sollen die Trümmer, von denen auch heute viele noch Schönheit und starken Zauber ausstrahlen, mit neuem Leben und Klang erfüllen.“ Damit griff die Bürgerinitiative die Pläne eines künftigen Wiederaufbaus der schwer beschädigten Residenzanlage in der unmittelbaren Nachkriegszeit wieder auf, die bereits im letzten Kriegsjahr ins Auge gefasst worden waren. Tatsächlich trug die im Grottenhof begründete Tradition von Musik- und Kulturveranstaltungen in der Residenz bald Früchte: Schon im Mai 1946 konnte zunächst im Brunnenhof mit Hilfe des unermüdlichen Freundeskreises im Trümmerschutt ein kleines Theater eröffnen – für rund ein Jahrzehnt die erste, vielgeliebte Schauspielbühne im Nachkriegs-München.
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