Gemeinsame Pressekonferenz Bayern und Nordrhein-Westfalen: Hilfetelefon für gewaltbetroffene Männer zeigt hohen Bedarf und wird ausgeweitet – Gewaltschutz
Am 19. April 2020 starteten die Landesregierungen von Bayern und Nordrhein-Westfalen ein bundesweit bisher einmaliges gemeinsames Projekt: Unterstützung und Hilfe für von Gewalt betroffene Männer. Mit dem Hilfetelefon „Gewalt an Männern“ haben Bayern und Nordrhein-Westfalen vor einem Jahr ein Unterstützungsangebot für Männer geschaffen, das in seiner Form deutschlandweit das erste und einzige ist. Unter der Telefonnummer 0800 123 99 00 können sich Männer melden, die von verschiedenen Arten von Gewalt betroffen sind. Zusätzlich finden Betroffene sowie deren Angehörige aber auch Fachkräfte auf der Internetseite Männerhilfetelefon ein digitales Beratungsangebot.
Nach einem Jahr legen beide Länder nun eine Evaluation über den Aufbau des gemeinsamen Hilfetelefons und der Onlineberatung für von Gewalt betroffene Männer vor, die vom Institut für empirische Soziologie an der Universität Erlangen-Nürnberg (ifes) vorgenommen wurde. Bayerns Sozialministerin Carolina Trautner: „Damit haben Bayern und Nordrhein-Westfalen eine Lücke im Hilfesystem für männliche Opfer von Gewalt geschlossen. Die Empfehlungen der wissenschaftlichen Begleitung werden wir nun genau auswerten und das Unterstützungssystem zielgerichtet weiter ausbauen.“ Nordrhein-Westfalens Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung Ina Scharrenbach: „Das neue Unterstützungsangebot für von Gewalt betroffene Männer wurde sehr schnell angenommen – entgegen den Befürchtungen und Vorurteilen, dass Männer keine Hilfe suchen würden.“
Ergebnisse der Inanspruchnahme des Hilfetelefons sowie der Online-Beratung (April 2020 bis März 2021)
Ausgewertet wurden zusammengenommen 1.825 Kontakte, die sowohl telefonisch als auch per E-Mail erfolgt waren. Gut zwei Drittel der Kontaktaufnahmen erfolgten über Betroffene selbst, etwa ein Zehntel über soziale Umfelder der Betroffenen (Angehörige oder Personen aus dem Bekanntenkreis) und der Rest weitgehend über Fachkräfte, insbesondere aus den Bereichen der psycho-sozialen Beratungsstellen, der Gleichstellungsstellen, der Polizei sowie dem Bildungs- und Gesundheitssektor. Alle Altersgruppen ab 16 Jahren scheinen das Hilfetelefon und die Onlineberatung zu nutzen. Die Betroffenen sind mehrheitlich (zu 77 Prozent) bis 50 Jahre alt, wobei sich auffällige Schwerpunkte bei den 31- bis 50-Jährigen (zusammen 53 Prozent) erkennen lassen. Männer über 60 Jahre sowie junge Männer bis 25 Jahre sind vergleichsweise selten vertreten.
Sozialministerin Trautner: „Die Zahlen der Ein-Jahres-Bilanz belegen ganz deutlich: Der Bedarf ist da! Jeder der Hilfe braucht, sollte diese auch bekommen. Die wissenschaftliche Begleitung verdeutlicht auch: Die Arten der Gewaltanwendung und Gewalterfahrung sind vielfältig und sie können alle treffen. Sie umfassen neben den sichtbaren Gewaltformen auch die weniger sichtbaren Formen von Gewalt, wie beispielsweise die psychische Gewalt.“
Öffentlichkeit sensibilisieren – Angebote bekannter machen
Ministerin Scharrenbach: „Um das Unterstützungsangebot für von Gewalt betroffene Männer bekannter zu machen, wird heute mit unterschiedlichen Motiven eine social-media-Kampagne gestartet. Darüber hinaus wird das Männerhilfetelefon personell gestärkt und die Sprechzeiten erweitert. Im Sommer 2021 wird eine Online-Beratung mit Chatfunktion an den Start gehen. Wir sagen ganz klar: Nein zu Gewalt gegen Männer.“
Angebot an andere Bundesländer: Gewalt gegen Männer zum Thema machen
Von den Kontaktaufnahmen, zu denen dies ermittelt werden konnte, waren 35 Prozent aus Nordrhein-Westfalen, 18 Prozent aus Bayern und der Rest aus anderen Bundesländern. Der Anteil der Kontaktaufnahmen aus anderen Bundesländern war im Projektverlauf stetig angestiegen, weshalb es sinnvoll ist, das Angebot langfristig auf andere Bundesländer auszudehnen.
Ministerin Carolina Trautner: „Wir freuen uns, dass wir das Land Baden-Württemberg als neuen Partner in dem gemeinsamen Projekt Männerhilfetelefon begrüßen können.“ Ministerin Ina Scharrenbach: „Auch die anderen Bundesländer sind herzlich eingeladen, sich an dem Projekt zu beteiligen.“
Manne Lucha, Minister für Soziales und Integration in Baden-Württemberg: „Es ist gut, dass auch Baden-Württemberg ein Zeichen zur Bekämpfung von Gewalt gegen Männer setzt. Gewalt gegen Männer ist nach wie vor ein Tabu. Stigmatisierung und Schamgefühle tragen oft dazu bei, dass das Thema noch unzureichend beachtet wird. Dabei gilt: Gewalt jeglicher Art, auch gegen Männer, muss öffentlich sichtbar gemacht und angegangen werden.“
Betrieben wird das Angebot des Hilfetelefons Gewalt an Männern durch die Beratungsstelle man-o-mann Männerberatung in Bielefeld und die AWO in Augsburg, gefördert durch das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung und das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales. Zukünftig wird das Projekt verstärkt durch zwei Träger aus Baden-Württemberg, die Sozialberatung Stuttgart e.V. und die Pfundskerle aus Tübingen.
Die komplette Ein-Jahresbilanz zum Hilfetelefon Gewalt an Männern finden Sie unter
Männerhilfetelefon.
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