Glauber: Stadtgrün ist Refugium und Gesundheitsschutz – Leitfaden für Stadtbäume im Klimawandel vorgesellt
Ein neuer Leitfaden für Stadtbäume im Klimawandel zeigt Kommunen und Planern, welche Baumart an welchem Ort in der Stadt gepflanzt werden sollte. Ziel ist, in Zeiten des Klimawandels die Ökosystemleistungen von Stadtbäumen optimal zu nutzen. Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber hat den neuen Leitfaden für Kommunen heute in Forchheim vorgestellt und eine junge, klimarobuste Ulme gepflanzt. Glauber betonte dabei: „Städtisches Grün wird in Zeiten des Klimawandels mit zunehmender Hitze und Dürre immer wichtiger. Stadtbäume kühlen und befeuchten die Luft wie eine natürliche Klimaanlage. Stadtgrün ist auch ein wertvoller Lebensraum. Stadtbäume sind zugleich ein wichtiger Luftfilter. Frischluftschneisen, grüne Lungen und Stadtbäume sind damit nicht nur eine Frage des schönen Stadtbildes und urbaner Lebensqualität. Sie sind auch vorsorgender Gesundheitsschutz in den Städten und somit unverzichtbar in Zeiten des Klimawandels. Der neue Leitfaden für Stadtbäume im Klimawandel unterstützt Kommunen und Planer dabei, geeignete Bäume auszuwählen und am richtigen Ort einzusetzen. Von dieser Grundlagenarbeit können alle Städte und Gemeinden in Bayern profitieren.“ Die Handlungsempfehlungen sollen langfristig bei der Klimaanpassung durch Bäume in der Stadt helfen und zugleich die Stadtnatur stärken. Grundlage des Leitfadens ist eine mehrjährige Studie der Technischen Universität München (TUM), die Untersuchungen von rund 2.000 Stadtbäumen in ganz Bayern umfasste.
Beispielsweise stellt der Leitfaden das zu erwartende Baumwachstum für vier häufig in Städten gepflanzte Baumarten entsprechend ihres Alters dar. So können die Raumansprüche der Bäume ermittelt werden. Auch die Ökosystemleistungen der Bäume, wie zum Beispiel Kohlenstoffspeicherung oder Kühlwirkung durch Verdunstung und Beschattung, werden für die Baumarten nach Altersklassen dargestellt. Der Einfluss von Bodenart, Bodenversiegelung und Licht wird ebenfalls aufgezeigt. Von besonderer Bedeutung ist die Modellierung für zukünftige Klimabedingungen in Bayerns Städten.
Der Leitfaden zeigt zudem zukünftige Entwicklungen von städtischen Baumbeständen auf. So wurde unter anderem errechnet, dass 30 neu gepflanzte Rosskastanien und Platanen auf einem großen Platz in Bayreuth in 30 Jahren eine Höhe von elf bzw. 17 Metern erreichen können, eine Standfläche von insgesamt 2.100 Quadratmeter haben werden und eine Fläche von 80 bzw. 200 Quadratmetern je Baum beschatten.
Es gibt auch konkrete Empfehlungen: Für große Städte im trockenen Franken rät der Leitfaden zum Beispiel unter Berücksichtigung zukünftiger Klimabedingungen zur Pflanzung von Arten wie der Scheinakazie mit einem geringen Wasserverbrauch und einer hohen Trockenheitstoleranz. In Städten mit voraussichtlich weiterhin guter Wassersituation wie beispielsweise Kempten können – je nach Standort – auch Arten mit hohem Wasserbedarf wie die Winterlinde ihr Wachstumsoptimum erreichen. In bayerischen Großstädten wie Regensburg oder München gibt es derzeit mehr als einhundert Baumarten, darunter Linde, Ahorn, Birke, Kastanie, Pappel und Esche. Allein die Zahl der Bäume an öffentlichen Frei- und Grünflächen wird für München auf 600.000 geschätzt, in Würzburg sind es fast 40.000 Bäume. Auch das ist ein Anliegen des Leitfadens: die wertvollen Stadtbäume, insbesondere alte und große Bäume mit ihren unersetzbaren Ökosystemleistungen, in Zeiten des Klimawandels zu erhalten und zu schützen.
Der Leitfaden wurde als Ergebnis zweier Projekte der angewandten Klimaforschung vom „Zentrum Stadtnatur und Klimaanpassung“ (ZSK) der TUM erarbeitet. Die Projekte wurden mit über 300.000 Euro vom Bayerischen Umweltministerium finanziert.
Den Leitfaden und weitere Informationen gibt es unter www.zsk.tum.de/zsk/veroeffentlichungen/ und www.zsk.tum.de.
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