Glauber: Stadtplanung neu denken – Modellprojekt für urbane Klimaanpassung und biologische Vielfalt in München abgeschlossen
Ein neuer Leitfaden für mehr Artenvielfalt in der Stadt ist das Ergebnis des Projekts „Animal Aided Design“ (AAD) des Zentrums Stadtnatur und Klimaanpassung der Technischen Universität München (ZSK). Kommunen und Planer sollen diese Handlungsempfehlungen künftig zur tierfreundlichen und naturnahen Gestaltung von Wohnbauprojekten nutzen können. Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber hat das Projekt heute in München vorgestellt: „Klimaschutz und Naturvielfalt sind das Fundament für Bayerns Städte der Zukunft. Für die Stadt von morgen müssen wir Architektur neu denken. Wir brauchen Schwammstädte mit viel blauer und grüner Infrastruktur. Und: Wir wollen in Bayern Artenvielfalt und Naturerlebnisse in unsere Städte zurückholen. Dafür sollen Städte als Hot Spots der Artenvielfalt gestaltet werden. Großstadtdschungel soll eine völlig neue Bedeutung bekommen: Ziel ist, Lebensraum für Mensch und Natur unter einem Dach zu schaffen. Die Ergebnisse des Modellprojekts sind zukunftsweisend: Städte, die Lebensräume für Tiere schaffen und bei Sanierungen und Neubau die Bedürfnisse von Tierarten berücksichtigen, können ihre biologische Vielfalt erhalten oder sogar erhöhen.“
Beim Projekt AAD haben Wissenschaftler und Planer in der Münchner Brantstraße eine Wohnanlage nachverdichtet und erstmals schon in der Planungsphase die Bedürfnisse ausgewählter Tierarten – Grünspecht, Haussperling, Igel und Zwergfledermaus – gezielt integriert. Beispielsweise wurden speziell gefertigte Nistmöglichkeiten aus Holz für Spechte, Einbaukästen (Fassadenquartiere) und Plätze zum Staubbaden für Sperlinge, Fledermausquartiere in Fassaden und Mauernischen für Igel gebaut sowie ausgewählte Dachbegrünungen, extensive Wiesen, Stauden und Sträucher als Nahrungsquellen und Lebensräume angelegt. Hinweisschilder und Informationen helfen den Anwohnern, auf die tierischen Mitbewohner zu achten. Glauber: „Das Projekt hat gezeigt, wie man die Bedürfnisse von Menschen und Tieren auf begrenztem Raum unter einen Hut bringt. Oftmals sind es kleine Maßnahmen, die entscheidend dafür sind, dass sich bestimmte Tier- und Pflanzenarten in unserer unmittelbaren Umgebung ansiedeln.“ Das Bayerische Umweltministerium hat das mehrteilige Vorhaben der Begleitforschung mit insgesamt über 500.000 Euro finanziert. Die AAD-Maßnahmen wurden von der Wohnungsbaugesellschaft GEWOFAG finanziert.
Das Forschungsprojekt „Animal Aided Design“ knüpft an die Handlungsempfehlungen des Leitfadens für Stadtbäume im Klimawandel an, der im November veröffentlicht wurde. Er zeigt Kommunen und Planern, welche Baumart an welchem Ort in der Stadt gepflanzt werden sollte, um in Zeiten des Klimawandels die Ökosystemleistungen von Stadtbäumen optimal zu nutzen. Für große Städte im trockenen Franken rät der Leitfaden zum Beispiel unter Berücksichtigung zukünftiger Klimabedingungen zur Pflanzung von Arten wie der Scheinakazie mit einem geringen Wasserverbrauch und einer hohen Trockenheitstoleranz. Hierzu wurden rund 2.000 Stadtbäume in ganz Bayern untersucht.
Über 70 Prozent der Bevölkerung Bayerns lebt in Städten. Städte sind auch ein wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen und können sehr artenreich sein. Allein in der bayerischen Landeshauptstadt München unterliegen rund 18 Prozent der Stadtfläche einem naturschutzrechtlichen Schutz, mit bisher über 3.000 kartierten Pflanzen- und Tierarten. Die Landeshauptstadt beherbergt damit auf weniger als 0,5 Prozent der Landesfläche je nach Artengruppe 30 bis 60 Prozent der in Bayern gefundenen Pflanzen- und Tierarten. Darunter befinden sich viele seltene und zu schützende Arten.
Das ZSK erarbeitet seit 2013 zusammen mit Kommunen und Partnern der Klima-Allianz praxisnahe Lösungen für eine nachhaltige und klimaangepasste Stadtentwicklung. Die Methode AAD hat der Lehrstuhl für Terrestrische Ökologie der TUM zusammen mit der Universität Kassel, der Technischen Universität Wien, der Wohnungsbaugesellschaft GEWOFAG und dem Klima-Allianz-Partner Bayerischer Landesbund für Vogelschutz e.V. (LBV) entwickelt und in München umgesetzt.
Die Leitfäden und weitere Informationen gibt es unter www.zsk.tum.de/zsk/veroeffentlichungen/ und www.zsk.tum.de.
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