Herrmann stellt Broschüre über Salafismus vor
+++ Die Ausreisewelle gewaltorientierter Salafisten aus Deutschland vor allem aus Richtung Syrien rollt weiter. So war Bayerns Innenminister Joachim Herrmann im August diesen Jahres noch von bundesweit 320 Personen ausgegangen, inzwischen liegen derzeit schon Erkenntnisse zu mehr als 450 deutschen Islamisten aus Deutschland vor, die in Richtung Syrien ausgereist sind. Bei der Vorstellung der Broschüre ‚Salafismus – Prävention durch Information‘ in Nürnberg sagte Herrmann, in Bayern habe man konkrete Hinweise zu mehr als 40 Salafisten, die im Zusammenhang mit dem Bürgerkriegsgeschehen in Syrien ausgereist sind oder es planen. „Unser Ziel ist, es möglichst gar nicht erst so weit kommen zu lassen, dass junge Menschen instrumentalisiert und blind in den syrischen Bürgerkrieg ziehen“, sagte Herrmann. Der Minister stellte heute eine Broschüre vor, die darüber informiert und aufklärt, wo die geistigen Wurzeln einer derartigen Radikalisierung liegen. +++
Die Broschüre zeigt die Unterschiede zwischen politischen und jihadistischem Salafismus auf. Insbesondere in der Einstellung zur Gewalt bereitet dabei der Personenkreis am meisten Sorge, der dem Jihad-Salafismus zuzurechnen ist, weil er eine unmittelbare und sofortige Gewaltanwendung befürwortet. Herrmann sagte, die Übergänge zwischen dem politischen und dem jihadistischen Salafismus seien allerdings fließend, denn der politische Salafismus bilde aufgrund seiner radikalisierenden Wirkung auch den Nährboden für terroristische Aktionen. „Deshalb dürfen wir auch den politischen Salafismus nicht aus dem Auge verlieren.“
Mit zunehmender Sorge sieht Herrmann, dass sich die Aktivitäten der Salafisten auch in Bayern weiter verstärken. So nimmt ihre Missionierungsarbeit, die sogenannte ‚Darwa‘ stetig zu. Das Internet spielt eine wichtige Rolle bei der Rekrutierung von Sympathisanten und Aktivisten des globalen Jihad. Hermann: „Die dort verbreitete Propaganda und die virtuellen Netzwerke tragen dazu bei, dass sich die Sympathisanten des globalen Dschihad als Teil einer einzigen Bewegung begreifen.“
Darüber hinaus informiert das Heft über Islamseminare und Benefizveranstaltungen. Zugleich geht die Broschüre auch auf den Radikalisierungsprozess junger Salafisten ein und informiert Eltern, Lehrer und weitere Multiplikatoren über Anzeichen einer beginnenden Radikalisierung. Sie gibt darüber hinaus Verhaltenstipps, falls sich ein Angehöriger zu radikalisieren droht und benennt Ansprechpartner. Herrmann: „Oftmals werden die Radikalisierungstendenzen zwar erkannt, aber entsprechende Hilfsangebote sind nicht präsent.“ Herrmann warnt angesichts des Problems der Radikalisierung junger Personen aus dem salafistischen Bereich vor einem nicht zu unterschätzenden Gefahrenpotential, dem man gemeinsam begegnen müsse: „Deshalb wollen wir auch verstärkt auf präventive Maßnahmen setzen. Diese können in der Breite aber nur erfolgreich sein, wenn alle staatlichen und gesellschaftlichen Ebenen in Bildungsarbeit, Sozialpolitik und Jugendarbeit den Kampf gegen den Salafismus als eine gemeinsame Aufgabe begreifen.“
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