Holetschek stellt aktuellen Kindergesundheitsbericht der Staatsregierung vor – Bayerns Gesundheitsminister: Folgen der Pandemie für unsere Kinder genau in den Blick nehmen
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek hat am Donnerstag den aktuellen Kindergesundheitsbericht der Staatsregierung mit dem Titel „Kindergesundheit in Zeiten einer Pandemie – Ein Überblick in Schlaglichtern“ vorgestellt. Holetschek sagte in München: „Das Thema Kindergesundheit wurde zuletzt sehr stark durch die Corona-Pandemie geprägt. Einige Fragen stellen sich durch die Corona-Pandemie neu oder anders, viele Themen waren aber auch schon vor der Pandemie wichtig – und sind es auch jetzt. Wir legen nun einen Bericht mit aktuellen Zahlen und Daten zur Kindergesundheit in Bayern vor. Mit beispielhaften Projekten zeigen wir darin auch, wie eine bessere, gesündere Zukunft für Kinder und Jugendliche in Bayern gestaltet werden kann.“
In Bayern leben rund 2,2 Millionen Kinder und Jugendliche. Holetschek betonte: „Das gesunde Aufwachsen unserer Kinder ist schon seit vielen Jahren ein wichtiges Thema für die Bayerische Staatsregierung und eines der vier zentralen Handlungsfelder im bayerischen Präventionsplan.“ Der aktuelle Kindergesundheitsbericht ist eine Fortschreibung und modulare Erweiterung des Berichtes aus dem Jahr 2015. Der Kindergesundheit in der Pandemie ist dabei ein eigenes Kapitel gewidmet. Gleichzeitig beleuchtet der Bericht auch in anderen Themenfeldern – wie etwa Bewegung, Ernährung und Essgewohnheiten, Kinderunfälle oder psychische Gesundheit – jeweils die Auswirkungen der Pandemie schlaglichthaft.
Die vorliegenden Daten weisen darauf hin, dass in Bayern die ambulante Versorgung von Kindern und Jugendlichen unter Pandemiebedingungen insgesamt gut funktioniert hat. Auch die Prävention lief während der Corona-Pandemie weiter: In wichtigen Bereichen wie etwa den U-Untersuchungen oder den Masernimpfungen gab es keine Einbrüche. Das Neugeborenenscreening wurde durch die Corona-Pandemie ebenfalls nicht beeinträchtigt. Zwischen dem Jahr 1999 und 2020 wurden in Bayern knapp 2,5 Millionen Kinder auf Stoffwechsel- und Hormonstörungen gescreent, dabei wurden 2.182 Kinder mit einer der Zielkrankheiten entdeckt.
Ein bedeutsames Gesundheitsrisiko im Kindes- und Jugendalter sind Unfälle. Hier ist coronabedingt durch die zeitweisen Einschränkungen im Freizeitbereich und die Kita- und Schulschließungen ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. So haben sich beispielsweise die Schulunfälle 2020 mit etwa 82.000 Fällen gegenüber 2019 fast halbiert. Aber auch unabhängig von Corona sind Kindheit und Jugend sicherer geworden. Im Jahr 2020 gab es in Bayern 37 unfallbedingte Sterbefälle bei Unter-15-Jährigen in Bayern, 2005 waren es 79 Todesfälle.
Holetschek betonte: „Bei allen Belastungen während der vergangenen zwei Jahre gilt: Der Mehrzahl unserer Kinder und Jugendlichen in Bayern geht es nach wie vor gut. Dennoch besteht kein Zweifel, dass die Pandemie für die Kinder und Jugendlichen auch erhebliche körperliche, psychische und soziale Folgen hatte, die sich teilweise erst noch zeigen werden.“
Ausschlaggebend dafür sind vor allem die Schließung von Kitas, Schulen und Freizeitangeboten. Der COPSY-Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf zufolge stieg in Deutschland der Anteil der 11- bis 17-Jährigen, die von einer verminderten Lebensqualität berichteten, während der Corona-Pandemie von 15 Prozent auf 40 Prozent an. Betroffen sind vor allem Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien. Dagegen hatten Kinder und Jugendliche vergleichsweise wenig unter der COVID-19-Erkrankung selbst zu leiden. Offen ist jedoch noch, in welchem Ausmaß sie von Long-COVID und durch Langzeitfolgen von Kontaktbeschränkungen sowie anderen Schutzmaßnahmen betroffen sind.
Holetschek unterstrich: „Wir müssen daher die Folgen der Pandemie für Kinder und Jugendliche in den nächsten Jahren weiterhin sehr aufmerksam im Blick behalten. Unter dem Vorsitz Bayerns hat die 94. Gesundheitsministerkonferenz bereits am 16. Juni 2021 einstimmig einen Leitantrag zur Kindergesundheit ‚Zukunft gestalten – die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen im Kontext der Corona-Pandemie‘ verabschiedet.“ Zentrale Forderung an den Bund war die Einrichtung einer Enquete-Kommission auf Bundesebene. Sie soll einen länderübergreifenden interdisziplinären Sachstandsbericht für ganz Deutschland zu Daten und Folgen der Pandemie erstellen, die Forschung zu den Auswirkungen intensivieren und Maßnahmenvorschläge für die Bundesregierung erarbeiten.
Holetschek forderte: „Der Bund muss jetzt handeln! Wir brauchen eine solche Enquete-Kommission. Diese Einschätzung bestätigt auch ein erst in der vergangenen Woche veröffentlichter Bericht der Krankenkasse DAK-Gesundheit. Demzufolge haben psychische Störungen wie Depressionen und Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen in der Pandemie deutlich zugenommen.“
Mit der Unterstützung von Gesundheitsförderungsprojekten im Rahmen der Initiative Gesund.Leben.Bayern. trägt der Freistaat bereits dazu bei, Pandemiefolgen zu vermindern. Im September 2021 startete zudem eine Öffentlichkeitskampagne zur psychischen Gesundheit von Kindern und ihren Familien während der Pandemie. Über ein kindgerechtes Magazin (das „Muckl-Mag“) werden Familien für den Umgang mit Gefühlen sensibilisiert und über Adressen von Anlaufstellen und Hilfeangebote bei psychischen Problemen informiert (www.muckl-mag.de). Zur Suizidprävention von Kindern und Jugendlichen fördert die Staatsregierung von Anfang an das erfolgreiche Projekt [U25] Nürnberg. Jüngere Menschen in Suizidgefahr können sich – vertraulich und anonym – per E-Mail an die Beratungsstelle wenden. [https://www.u25-nuernberg.de/]. Außerdem steht die Staatsregierung in engem Austausch mit Akteuren und Leistungserbringern, die Kinder und Jugendliche in Bayern unterstützen. Mit ihnen wurde ein breit angelegter Expertenkreis etabliert, um Bedarfe und Möglichkeiten für weitere Maßnahmen auszuloten.
Der Minister fügte hinzu: „Auch die Themen Bewegungsmangel und Ernährung bei Kindern nehmen wir noch stärker in den Blick. Hierzu ist aktuell bereits ein Projekt in Planung. In Kooperation mit dem Bayerischen Landes-Sportverband (BLSV) wollen wir die Gesundheitsprävention bereits in den Kitas weiter voranbringen. Zwischen Sportvereinen und Kitas soll eine nachhaltige und langfristige Partnerschaft für Bewegungsförderung, Sport und Ernährungsbewusstsein etabliert werden.“
Holetschek betonte: „Unsere Kinder sind unsere Zukunft. Der Kindergesundheitsbericht soll dazu beitragen, dass wir genauer wissen, wie es Kindern und Jugendlichen in Bayern tatsächlich geht – und dabei nicht nur auf infektionsepidemiologische Daten schauen.“
Der Kindergesundheitsbericht kann im Internet unter folgender Adresse abgerufen werden: https://www.bestellen.bayern.de/shoplink/stmgp_kiges_017.htm
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