Innovative Ideen zur Verkehrssteuerung
- TU München untersucht grundsätzliche Machbarkeit von „MobilityCoins“ als Mobilitätsbudget
- Ziel ist die Bewältigung der Verkehrs- und Schadstoffprobleme
- Ministerin Schreyer: „Wir brauchen keine City-Maut, sondern frische Denkansätze, um den Stadtverkehr zu gestalten.“
Städte vom Verkehr entlasten, die Umwelt schonen und passgenaue Mobilität erhalten: Die Verkehrspolitik der Zukunft steht vor großen Herausforderungen. Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer: „Den Verkehr der Zukunft steuern wir nicht mit Verboten, sondern mit intelligenten Anreizen. Wir müssen die Herausforderung ganzheitlich angehen, indem wir die Lebenswirklichkeit der Menschen ernst nehmen. Mir ist wichtig, dass alle Bürgerinnen und Bürgern weiter das Verkehrsmittel nutzen können, das für sie passt. Gleichzeitig müssen wir auf die soziale Ausgewogenheit achten. Deswegen schauen wir uns gemeinsam mit der Technischen Universität München an, ob die so genannten MobilityCoins uns weiterbringen können.“ Das Bayerische Verkehrsministerium unterstützt die Grundlagenstudie mit 200.000 Euro.
MobilityCoins sollen eine Art Währung für die Nutzung von sämtlichen Verkehrsmitteln und der Verkehrsinfrastruktur darstellen. Da ein derartiges System noch nicht existiert, muss zunächst die Machbarkeit in einem grundlagenorientierten Forschungsprojekt untersucht werden. Annahme der Studie ist, dass der Staat einen Grundbetrag an MobilityCoins als Mobilitätsbudget ausgibt und dabei individuelle und soziale Rahmenbedingungen bei der Bemessung berücksichtigen soll. Die Kosten, die für Fahrten oder sonstige Nutzung von Infrastruktur entstehen, sollen dynamisch gebildet werden und hängen mitunter von der Verkehrsmittelwahl ab. Gezielte Anreize durch einen günstigen Öffentlichen Verkehr oder Boni in Form von MobilityCoins sollen ein klimaschonendes Mobilitätsverhalten fördern. Auch der Handel und Nachkauf von MobilityCoins soll möglich sein. Voraussetzung sind attraktive Angebote jenseits des eigenen Autos.
Prof. Dr.-Ing. Klaus Bogenberger, Leiter des Lehrstuhls für Verkehrstechnik an der Technischen Universität München: „MobilityCoins kann man sich wie eine neue Währung für Mobilität vorstellen. Für umweltfreundliches Mobilitätsverhalten, wie zum Beispiel mit dem Rad zur Arbeit fahren, werden einem MobilityCoins gutgeschrieben. Für Autofahren während der Spitzenstunde muss man mit dieser neuen Währung bezahlen. Es gibt also einen gezielten Anreiz für emissionsfreie Mobilität.“
Im Fokus der Untersuchung stehen dabei auch die Akzeptanz, die Zahlungsbereitschaft für zusätzlich benötigte MobilityCoins, das Verhalten beim Handel mit MobilityCoins sowie die Verlagerungs- beziehungsweise Lenkungseffekte. Ministerin Schreyer: „Es geht erst einmal um reine Grundlagenforschung, nicht um ein Modellprojekt. Ein solches System muss fair und ausgewogen sein und für Mensch und Umwelt einen echten Mehrwert bieten. Mir ist wichtig, dass wir die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen in der Verkehrspolitik vorausschauend angehen. Eine City-Maut, wie sie immer wieder gefordert wird, ist viel zu plump. Ich setze mich für passgenaue Lösungen ein.“
Die TU München sieht eine Befragung von bis zu 1.000 Personen zur Akzeptanz und Zahlungsbereitschaft sowie eine Spielsimulation zum Handel mit MobilityCoins am „Marktplatz“ vor. Auch die Technik, Realisierbarkeit sowie finanz- und soziopolitische Implikationen werden betrachtet. Das Bayerische Verkehrsministerium unterstützt das Vorhaben mit 200.000 Euro bis 2023.
Auf dem Foto zu sehen:
Verkehrsministerien Kerstin Schreyer übergibt symbolischen Scheck an Prof. Dr.-Ing. Klaus Bogenberger
Fotoquelle: StMB
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