Rund 500.000 Euro aus dem Entschädigungsfonds für Sanierung der Stadtpfarrkirche St. Ulrich und Afra in Augsburg
Kunstminister Bernd Sibler gibt Fördermittel für Instandsetzung des schwäbischen Baudenkmals bekannt – Sibler: „Aus historischen, religiösen sowie architektur- und kunstgeschichtlichen Gründen von nationaler Bedeutung“
MÜNCHEN. Die Sanierung der Stadtpfarrkirche St. Ulrich und Afra in Augsburg wird mit 495.000 Euro aus dem Entschädigungsfonds unterstützt. Das gab Kunstminister Bernd Sibler heute in München bekannt. „Die katholische Stadtpfarrkirche und ehemalige Benediktinerstiftskirche St. Ulrich und Afra ist eine der Hauptkirchen der Diözese Augsburg. Sie ist aus historischen, religiösen sowie architektur- und kunstgeschichtlichen Gründen von nationaler Bedeutung. Ihre reiche, kunsthistorisch außerordentlich wertvolle Innenausstattung ist eine wahre Augenweide. Ich freue mich daher sehr, dass wir dieses Kirchenjuwel mit Mitteln aus dem Entschädigungsfonds unterstützen können“, so der Minister.
Über der spätantiken Grabstätte der Märtyrerin Afra auf dem römischen Friedhof entstand wohl schon im 4. Jahrhundert ein erster Sakralbau. Nach der Heiligsprechung des 973 dort bestatteten Augsburger Bischofs Ulrich im Jahr 993 wurde das seit dem 8. Jahrhundert bestehende Kanonikerstift in St. Ulrich und Afra umbenannt. Der heute bestehende Kirchenbau einer steil aufragenden, dreischiffigen, in allen Teilen gewölbten Basilika mit östlichem Querhaus ist im Wesentlichen zwischen 1467 und 1607 errichtet worden. Die erste Hauptbauphase von 1477 unter dem Baumeister Burkhard von Engelberg wurde 1500 mit der Weihe des Langhauses und mit der Grundsteinlegung für den Chor abgeschlossen. Der infolge der Reformation ins Stocken geratene Bau wurde erst nach 1560 fortgeführt und 1603 mit der Einwölbung des Chors bzw. 1604 mit der Errichtung des Turms weitgehend abgeschlossen.
Die drei monumentalen Choraltäre des Weilheimer Bildschnitzers Hans Degler gehören zu den ersten Werken nachreformatorischer Kirchenkunst in Deutschland. Die mit reichen figürlichen Darstellungen geschmückten riesenhaften Altarretabel bilden mit dem frei stehenden Kreuzaltar aus Bronze eine ikonographische Einheit und zeigen in ihren Mittelteilen Szenen aus dem Leben Christi. Die viergeschossigen Seitenaltäre sind den beiden Hauptheiligen des Bistums, Ulrich und Afra geweiht. Zu den weiteren hervorragenden Ausstattungsstücken zählen die Kanzel von Degler, das Orgelgehäuse nach Entwurf von Matthias Kager, spätgotische Tafelbilder des sogenannten Meisters der Ulrichslegende, die Madonna von Gregor Erhart, Gemälde des frühen 17. Jahrhunderts von Hans Rottenhammer, Matthias Kager, Peter Candid, Christoph Schwarz sowie u. a. auch die Kreuzwegstationen von Januarius Zick. Zahlreiche Stiftungen der Familie Fugger und anderer Patrizierfamilien befinden sich vor allem in den Langhauskapellen.
Die Sanierungsmaßnahmen umfassen u.a. zimmermannsmäßige Reparaturen am Dachwerk und das Verfüllen von Gewölberissen sowie von Mauerwerksrissen mittels geeigneter ingenieurtechnischer Verfahren. Außerdem besteht konservatorischer Handlungsbedarf bei der Fassung der bedeutenden Hauptaltäre, insbesondere an deren bemalten Altarrückseiten, um Fassungsverluste zu vermeiden.
Eigentümerin des Baudenkmals ist die Katholische Kirchenstiftung St. Ulrich und Afra. Der Entschädigungsfonds wird vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst verwaltet und gemeinsam vom Freistaat und den Kommunen getragen. Den Bewilligungsbescheid erlässt das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, mit dem die Maßnahme abgestimmt ist. Die Maßnahme wird durch das Landesamt für Denkmalpflege auch fachlich begleitet.
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