Wissenschaftsminister Spaenle gibt „Plocker Pontifikale“ aus dem 12. Jahrhundert am 15. April in Warschau an Bischof Libera – Sehr wertvolle Handschrift heute letztmals in München
Pressegespräch mit Minister Spaenle und Polens Generalkonsulin Lewa?ska am heutigen 13. April um 14 Uhr in München
MÜNCHEN. Heute ist das sog. Plocker Pontifikale zum letzten Mal in der Bayerischen Staatsbibliothek in München zu sehen. Grund: Bayerns Wissenschaftsminister Dr. Ludwig Spaenle wird Mitte der Woche das älteste polnische Pontifikale an die katholische Kirche in Polen übergeben, das sog. Plocker Pontifikale. In Anwesenheit des polnischen Außenministers Grzegorz Schetyna wird Staatsminister Spaenle die wertvolle historische Handschrift an den Bischof von Plock, Piotr Libera, im polnischen Außenministerium aushändigen.
Minister Spaenle: „Mit der Rückgabe des Pontifikale, das für die Erzdiözese Gnesen geschaffen worden war und eine wichtige Rolle in der Geschichte der polnischen Kirche im Hochmittelalter spielte, möchte ich ein klares Zeichen der Verständigung und des Miteinanders setzen. Das Christentum hat Deutsche und Polen vor 1000 Jahren eng zueinander geführt. Das Machtstreben der Herrscher in verschiedenen Jahrhunderten und die menschenverachtende Politik der Nationalsozialisten haben später immenses Unrecht und Leid verursacht. Das Pontifikale ist ein Zeugnis für die gemeinsamen Wurzeln und eine gemeinsame Zukunft. Wir wollen als Freunde und Nachbarn auf christlich-abendländischer Wertegrundlage die Zukunft Europas weiter gestalten.“
Anlässlich der Übergabe des Plocker Pontifikale findet am heutigen 13. April, um 14 Uhr in der Bayerischen Staatsbibliothek, Ludwigstraße 16 (Schmeller-Raum), in München, ein Pressegespräch statt. An diesem nehmen Staatsminister Dr. Ludwig Spaenle, Dr. Klaus Ceynowa, der Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek, sowie Justyna Lewa?ska, die polnische Generalkonsulin in Bayern, teil.
Das Plocker Pontifikale ist eine einzigartige Handschrift aus dem 12. Jahrhundert, die zunächst zum Besitz der von Kaiser Otto III. und Papst Silvester II. auf Bitten des polnischen Herzogs Bolislaw I. Chrobry um 1000 errichteten Erzdiözese Gnesen gehört hatte. Mit der Errichtung der Kirchenprovinz Gnesen konnte die katholische Kirche Polens ihre eigenen Traditionen ausprägen. Um 1250 ist das Pontifikale vom Metropolitansitz Gnesen an das Suffraganbistum Plock gegeben worden. Das Pontifikale enthält Texte für die liturgischen Handlungen, die ausschließlich dem Bischof vorbehalten sind. Es dokumentiert die Ausformung der entsprechenden Gebräuche im Bereich der Erzdiözese Gnesen und deren Suffraganbistümer, u.a. Plock, und bringt für viele Riten, z. B. aus der österlichen Liturgie, den ersten Beleg auf polnischem Boden.
Die Nationalsozialisten hatten die kostbare und einzigartige Handschrift aus der Bibliothek des Priesterseminars der Diözese Plock entwendet. Unter dem Hinweis auf eine falsche Provenienz und mit falscher Bezeichnung war sie Anfang der 1970er Jahre von einem Auktionator in Bayern angeboten und von der Bayerischen Staatsbibliothek angekauft worden. Eine liturgiewissenschaftliche Untersuchung hat die Herkunft der Handschrift später ermittelt.
Aufgrund der Hinweise auf die Provenienz gibt nun Bayerns Wissenschaftsminister Spaenle die Handschrift an die katholische Kirche in Polen zurück. Grundlage der Rückgabe ist das Washingtoner Abkommen.
Dr. Ludwig Unger Henning Gießen
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