Bayerns Europaminister Eric Beißwenger war am Dienstag und Mittwoch zu Gesprächen in Albanien. Nach einem Treffen mit Premierminister Edi Rama standen Gespräche mit Außenminister Igli Hasani und Wirtschaftsminister Blendi Gonxhja auf dem Programm. Der Fokus des Besuchs lag neben dem EU-Beitritt auf wirtschaftspolitischen Themen und der Fachkräftegewinnung. Bayern pflegt seit jeher gute Beziehungen zu dem Westbalkanstaat am Mittelmeer. Beißwenger: „In einer aktuell instabilen Region ist Albanien ein absoluter Stabilitätsanker. Bayern unterstützt nachdrücklich den angestrebten EU-Beitritt Albaniens. Das Land muss schnellstmöglich positive Signale der EU erhalten.“
Rama hatte sich deutlich mehr Zeit für Bayerns Europaminister genommen als ursprünglich geplant. Er unterstrich gegenüber Beißwenger ausdrücklich die bedingungslose Westbindung seines Landes. Dafür gebe es großen Rückhalt in der Bevölkerung. 90 Prozent der Albaner befürworteten den EU-Eintritt ihres Landes. Der Premierminister erklärte gegenüber Bayerns Europaminister die Bereitschaft, die EU bei der Lösung ihrer Migrationsprobleme zu unterstützen. Diese Bereitschaft habe er auch gegenüber der Bundesregierung geäußert, ohne jedoch eine Reaktion darauf zu erhalten. Für Albanien, so Rama, sei auch mit Deutschland ein Abkommen wie mit Italien denkbar.
Die guten Beziehungen Bayerns zu Albanien reichen weit zurück: Bereits 1984, 1986 und 1987 besuchte Franz-Josef Strauß als erster westlicher Politiker im Rahmen privater Reisen das seinerzeit hermetisch abgeschlossene kommunistisch-stalinistische Land. Seine Reisen trugen maßgeblich zur Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zur Bundesrepublik 1987 bei. 2023 hat Ministerpräsident Dr. Markus Söder ein neues Kapitel in den Beziehungen Bayerns zu Albanien aufgeschlagen: Der Freistaat und der Balkanstaat unterzeichneten eine gemeinsame Erklärung zur Eröffnung eines Wirtschaftsbüros der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) und zur Einrichtung einer gemeinsamen Regierungskommission. Die Arbeitsgruppe soll gemeinsam bilaterale Projekte in Bereichen wie Öffentliche Verwaltung, wirtschaftliche Entwicklung, Umwelt und Gesundheit, Bildung und Kultur auf den Weg bringen.
Spitzen der vbw begleiteten Beißwenger mit einer Delegation nach Albanien. Seit Juli 2023 fungiert das Büro der Bayerischen Wirtschaft in Tirana als Schnittstelle zwischen Bayern und Albanien. Bayern und Albanien bieten einander viele Perspektiven, wirtschaftlich stehen die Zeichen auf Wachstum. Im letzten Jahr ist das albanische Bruttoinlandsprodukt um 3,6 Prozent gestiegen. Für 2024 wird eine ähnliche Entwicklung erwartet. Auch der bayerische Export nach Albanien ist 2023 um überdurchschnittliche 8,1 Prozent gestiegen. Geschäftschancen für bayerische Unternehmen bieten beispielsweise die Infrastrukturmaßnahmen mit Straßen- und Bahnbau, die Energieerzeugung inklusive Erneuerbaren und Wasserstoff sowie vermehrt auch der Tourismus.
Eine Auswahl an Fotos der Reise kann auf www.bayern.de heruntergeladen werden.