1. Münchner S-Bahn-Vertrag
- Montags bis freitags durchgehender 20-Minuten-Takt frühmorgens auf allen Außenästen
- Mehr Kapazitäten bei 200 Fahrten
- Vorgaben für mehr Zuverlässigkeit und Service
- Schritt für Schritt kostenfreies WLAN bis Mitte 2023
- Zweite Betriebsstufe: 40 Prozent Angebotssteigerung sowie Neufahrzeuge
Im Rahmen des 1. Münchner S-Bahn-Vertrags setzen Freistaat und S-Bahn München bereits zum Fahrplanwechsel 2020 zahlreiche weitere Verbesserungen um. So profitieren Fahrgäste mit der ersten Betriebsstufe ab 13. Dezember montags bis freitags auch auf den Außenästen von einem durchgehenden 20-Minuten-Takt am frühen Morgen. Zudem wird es bei über 200 Fahrten mehr Kapazitäten geben. Der neue Vertrag mit DB Regio, dem heutigen und künftigen Betreiber der S-Bahn München, sieht zahlreiche Qualitätsverbesserungen, aber auch stärkere Sanktionierungsmöglichkeiten vor. Der 1. Münchner S-Bahn-Vertrag wird bis Ende 2034 laufen. Mit Inbetriebnahme der zweiten Stammstrecke sieht das Betriebskonzept eine zweite Betriebsstufe vor – mit neuer Fahrzeuggeneration und deutlich mehr Angebot.
„Mit normalerweise über 840.000 Fahrgästen an einem durchschnittlichen Werktag ist die S-Bahn München das nachfragestärkste Netz im Bahnland Bayern. Zwei von drei Fahrgästen im bayerischen Schienenpersonennahverkehr nutzen sie täglich. Mit dem 1. Münchner S-Bahn-Vertrag setzen wir jetzt einen Meilenstein bis Mitte der 2030er-Jahre“, sagt Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer. „Wir holen zunächst das aus dem System heraus, was mit der heutigen Infrastruktur noch möglich ist. Wenn nach Inbetriebnahme der 2. Stammstrecke schließlich die zweite Betriebsstufe zündet, steigt das Verkehrsangebot deutlich an. Das sind genau die Verbesserungen, die wir in der Metropolregion München zwingend brauchen. Dafür haben wir jetzt die Weichen gestellt.“ In der zweiten Betriebsstufe steigen die Verkehrsleistungen von 20,9 Millionen um rund 40 Prozent auf 29,1 Millionen Zugkilometer pro Jahr.
„Mit dem 1. Münchner S-Bahn-Vertrag stellen wir sicher, dass DB Regio das grundlegend neue Fahrplankonzept ab der zweiten Betriebsstufe so reibungslos wie möglich einführen kann. Ein eingespieltes Team mit ausreichend Erfahrungen beim Münchner S-Bahn-Betrieb ist dafür der beste Garant. Oberste Priorität hat die Betriebsstabilität“, unterstreicht Thomas Prechtl, Sprecher der Geschäftsführung der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG).
Klaus-Dieter Josel, DB Konzernbevollmächtigter für den Freistaat Bayern: „Der 1. Münchner S-Bahn-Vertrag ist eine gute Nachricht für eine starke Schiene in Bayern und für den Großraum München. Gemeinsam mit dem Freistaat sorgt die Deutsche Bahn als verlässlicher Partner der Region für einen attraktiven und modernen Nahverkehr in einem der größten Ballungsräume Deutschlands.“
Heiko Büttner, Vorsitzender der Geschäftsleitung der S-Bahn München: „Die Verkehrswende in München und der Region gelingt nur mit einer starken S-Bahn. Wir freuen uns darauf, ab Mitte Dezember viele wichtige Verbesserungen für unsere Fahrgäste umzusetzen. Der 1. Münchner S-Bahn-Vertrag geht Hand in Hand mit unserem Aktionsprogramm ,Zukunft S-Bahn München‘, mit dem wir schon seit 2018 unsere Qualität und Zuverlässigkeit spürbar verbessern.“
Dem 1. Münchner S-Bahn-Vertrag vorausgegangen war ein Verhandlungsverfahren mit vorgeschaltetem Teilnahmewettbewerb der Bayerischen Eisenbahngesellschaft. Die BEG plant, kontrolliert und finanziert im Auftrag des Bayerischen Verkehrsministeriums den Regional- und S-Bahn-Verkehr im Freistaat. Der 1. Münchner S-Bahn-Vertrag ist ein Bruttovertrag. Das bedeutet, die Einnahmen aus Ticketverkäufen erhält künftig der Freistaat, der damit die Erlöschancen, aber auch die Risiken übernimmt. Die S-Bahn München erhält von der BEG monatlich ein festes Bestellerentgelt, dass sämtliche Aufwendungen, die zum Betrieb der S-Bahn München nötig sind, abdeckt. Dazu gehören zum Beispiel laufende Kosten für Personal, Fahrzeuge, Werkstatt, Energie, Marketing oder Serviceleistungen, welche die BEG im Vertrag vorgibt. Anreizelemente für besonders gute Leistungen des Betreibers, beispielsweise bei Zuverlässigkeit und Servicequalität, ergänzen das Vertragsmodell.
Montags bis freitags durchgehender 20-Minuten-Takt auf den Außenästen ab Betriebsbeginn und über den Tag verteilt mehr Kapazitäten
Zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember baut die BEG das Angebot auf allen S-Bahn-Linien am frühen Morgen aus (genaue Fahrtübersicht siehe unten): So profitieren Fahrgäste entlang der Außenäste montags bis freitags von einem durchgehenden 20-Minuten-Takt ab Betriebsbeginn bis zum Ende der morgendlichen Hauptverkehrszeit. Fahrten aller Linien werden dann bis an ihre jeweiligen Endpunkte verlängert, das heißt, alle S-Bahnen starten und enden an den Linienendpunkten. „Vor allem für die vielen Pendler im Münchner Umland sind das sehr gute Nachrichten“, so Schreyer. Außerdem weiten Freistaat und S-Bahn München montags bis freitags die Kapazitäten aus: Bei über 200 Fahrten wird ab Fahrplanwechsel an heutige Vollzüge (bestehend aus zwei Triebwagen der Baureihe ET 423) ein weiterer dritter Triebwagen angehängt. Diese Verstärkungen sind über den Tag verteilt auf allen Linien vorgesehen. Pro verstärktem Zug ergibt sich eine Kapazitätssteigerung um 50 Prozent.
Neue Anreize für mehr Zuverlässigkeit
Die BEG setzt neue Anreize für die S-Bahn München, noch stärker in Zuverlässigkeit zu investieren. So verschärft sie beispielsweise ihren Maßstab für die Berechnung der Pünktlichkeitspönale. „Auch heute schon kürzen wir das Bestellerentgelt, wenn die S-Bahn München die vereinbarten Pünktlichkeitsziele nicht erreicht. Künftig behalten wir Gelder schon bei Verspätungen ab drei Minuten ein. Bisher lag der Schwellenwert bei sechs Minuten“, erklärt Prechtl*. Ferner sanktioniert die Bayerische Eisenbahngesellschaft von der S-Bahn München eigenverschuldete Zugausfälle sowie Abweichungen von der Regelzugbildung. Zudem macht die BEG Kapazitätsvorgaben beim Schienenersatzverkehr. Werden diese nicht eingehalten, kürzt die BEG das Bestellerentgelt ebenfalls.
Mehr Service für Fahrgäste
Nach Vertragsvorgaben der BEG wird die S-Bahn München ihren Service an Bahnsteigen an den hochfrequentierten Stationen Flughafen, Hauptbahnhof, Marienplatz und Laim verstärken. Die Servicemitarbeiter sollen Fahrgästen beispielsweise beim Ticketkauf oder Ein- und Ausstieg behilflich sein, Fahrplanauskünfte oder Orientierung an den Stationen geben, touristische Auskünfte erteilen oder auch Fundsachen annehmen. In Störfällen sollen sie auch bei der Reisendenlenkung unterstützen. Eine weitere Serviceleistung, die im 1. Münchner S-Bahn-Vertrag geregelt ist: Die S-Bahn München muss bei Verspätungen Kundengarantien geben, die über die gesetzlich vorgegebenen Anforderungen hinausgehen: Die Einführung muss bis Januar 2022 erfolgen. Spätestens ab dann haben zunächst Abonnement-Kunden und Zeitkarteninhaber bereits ab einer Verspätung von 30 Minuten (statt heute 60 Minuten) Anspruch auf Erstattungsleistungen.
Freistaat finanziert WLAN-Ausrüstung
Alle 238 Fahrzeuge des Typs ET 423 werden Schritt für Schritt mit WLAN ausgestattet. Erste Züge mit WLAN sind bereits im Münchner S-Bahn-Netz unterwegs. Die Umrüstung soll bis Mitte 2023 abgeschlossen sein. Die Züge mit WLAN-Angebot sind innen und außen mit Piktogrammen gekennzeichnet. Fahrgäste können sich über ihr mobiles Endgerät in das Netzwerk „Wifi@DB“ einloggen und nutzen den Service kostenfrei. Die Kosten für die technische Ausstattung der Züge und den laufenden WLAN-Betrieb finanziert der Freistaat.
Zweite Betriebsstufe: Deutlich mehr Angebot
Wenn die 2. S-Bahn-Stammstrecke in Betrieb genommen wird, beginnt die zweite Betriebsstufe. Das heißt, das Verkehrskonzept wird auf die neue Infrastruktur umgestellt. Mit der zweiten Betriebsstufe wechselt der Grundtakt auf den meisten Linien von 20 auf 15 Minuten. Zusätzlich verkehren Express-S-Bahnen nach Mammendorf, Herrsching, Ebersberg und zum Flughafen im 30-Minuten-Takt. Zudem ist vorgesehen, sogenannte Regional-S-Bahnen weit über das heutige Gebiet des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV) hinaus fahren zu lassen, nämlich nach Buchloe und Landshut sowie – im Wechsel mit der Express-S-Bahn nach Mammendorf – über Mering nach Augsburg. Damit weitet die BEG das Fahrtangebot um über 40 Prozent aus.
Neufahrzeuge und Fahrzeugfinanzierung
Für die zweite Betriebsstufe werden 110 Neufahrzeuge beschafft, die die derzeitige Fahrzeugflotte zunächst ergänzen und später schrittweise ersetzen. Ein Triebwagen aus der neuen Fahrzeugflotte wird dann so lang sein, wie es heute ein aus drei Fahrzeugen vom Typ ET 423 bestehender Langzug ist, also knapp 210 Meter. Da jedoch gegenüber zusammengekuppelten Zügen vier Führerstände – also der Bereich, wo der Lokführer sitzt – wegfallen, ist die Kapazität der neuen Fahrzeuge deutlich höher. Die Deutsche Bahn schreibt im Auftrag des Freistaats die neue Fahrzeuggeneration aus. Der Freistaat organisiert die Finanzierung. Hinzu kommt eine Wiedereinsatzgarantie, die gewährleistet, dass die beschafften Neufahrzeuge auch im Folgevertrag ab Ende 2034 zum Einsatz kommen. Auch bei einem möglichen Betreiberwechsel im Rahmen der Vergabe des 2. Münchner S-Bahn-Vertrages ist dadurch sichergestellt, dass die Fahrzeuge zu klar geregelten Bedingungen auf einen neuen Betreiber übergehen können.
Ausblick
Der 2. Münchner S-Bahn-Vertrag soll Ende 2034 starten. Hierfür wird die BEG die Verkehrsleistungen wieder öffentlich ausschreiben. Das S-Bahn-Netz könnte dann unter Beistellung der neu beschafften Fahrzeugflotte in verschiedene Teilnetze aufgeteilt und in einzelnen Losen vergeben werden. Das würde die Beteiligung an der Ausschreibung auch für andere Verkehrsunternehmen attraktiver machen.
Übersicht: Angebotsverbesserungen ab 13. Dezember 2020: Zusätzliche Fahrten montags bis freitags ermöglichen durchgehenden 20-Minuten-Takt auf allen Strecken früh morgens
S1 Freising/Flughafen – Leuchtenbergring
- S1 Oberschleißheim (ab 05:35) – Leuchtenbergring (an 06:08) startet künftig bereits in Freising (ab 05:14)
- S1 zum Flughafen (an 05:46) hat künftig zusätzlich einen Zugteil nach Freising (an 05:44)
S2 Petershausen/Altomünster – Erding
- Zusätzliche Züge: Altomünster (ab 05:22) – Ostbahnhof (an 06:30), Ostbahnhof (ab 05:01) – Petershausen (an 05:47), Dachau (ab 05:34) – Altomünster (an 06:09)
- S2 Markt Schwaben (ab 05:16) – Petershausen (an 06:27) startet künftig bereits in Erding (ab 04:58).
S2 Dachau (ab 05:09) – Erding (an 06:22) startet künftig bereits in Petershausen (ab 04:52)
S3 Mammendorf – Holzkirchen
- Zusätzlicher Zug: Mammendorf (ab 04:44) – Holzkirchen (an 06:06)
- S3 Deisenhofen (ab 05:10/05:50) – Mammendorf (an 06:16/06:56) startet künftig bereits in Holzkirchen (ab 04:56/05:36)
- S3 Mammendorf (ab 04:24) – Deisenhofen (an 05:31) fährt künftig weiter bis Holzkirchen (an 05:46)
S4 Geltendorf – Trudering – Ebersberg
- Zusätzliche Züge: Grafrath (ab 6:21) – Geltendorf (an 06:28; nonstop), Buchenau (ab 07:36) – Geltendorf (an 07:45; nonstop), Buchenau (ab 08:15) – Geltendorf (an 08:25; nonstop); stadteinwärts: Geltendorf (ab 07:02) – Buchenau (an 07:14; nonstop)
- S4 Buchenau (ab 04:48) – Ostbahnhof (an 05:27) startet künftig bereits in Geltendorf (ab 04:34)
S6 Tutzing – Ebersberg
- S6 Pasing (ab 05:18) – Grafing (an 06:06) startet künftig bereits in Gauting (ab 05:02)
- S6 Ostbahnhof (ab 05:23) – Tutzing (an 06:16) startet künftig bereits in Grafing (ab 04:54)
S7 Wolfratshausen – Kreuzstraße
- S7 Ostbahnhof (ab 05:39) – Höhenkirchen-Siegertsbrunn (an 06:00) startet künftig bereits in Wolfratshausen (ab 04:44)
S8 Herrsching – Flughafen
- S8 Germering-Unterpfaffenhofen (ab 05:31) – Flughafen (an 06:37) startet künftig bereits in Herrsching (ab 05:05)
- S8 Flughafen (ab 04:04) – Pasing (an 04:55) fährt künftig weiter bis Herrsching (an 05:35)
*Die Pünktlichkeitsquote wird hingegen weiter anhand der Verspätung ab sechs Minuten berechnet, damit die Vergleichbarkeit mit anderen Netzen im Freistaat gewahrt wird.
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