Bayerische Wissenschaftler mit 36 Millionen Euro im DFG-Programm Sonderforschungsbereiche/Transregio gefördert
Wissenschaftsminister Dr. Ludwig Spaenle: „Hart umkämpfter Erfolg für die Universitäten in Erlangen-Nürnberg und München“
BONN/MÜNCHEN. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Erlangen und München konnten in der Herbstsitzung des Bewilligungsausschusses für Sonderforschungsbereiche der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) Erfolge verbuchen: Insgesamt fünf Anträge mit bayerischer Beteiligung wurden bewilligt; damit verbunden sind Fördermittelzusagen in Höhe von insgesamt knapp 36 Millionen Euro.
In der jüngsten Sitzung hat die DFG insgesamt 14 neue Sonderforschungsbereiche (SFB) und SFB-Transregio (TRR) für eine erste Förderperiode von zunächst vier Jahren eingerichtet. Der Ausschuss bewilligte außerdem die Verlängerung von 15 SFB/TRR für jeweils eine weitere Förderperiode von vier Jahren. An drei Neueinrichtungen und zwei erfolgreichen Fortsetzungsanträgen sind bayerische Forschungseinrichtungen beteiligt, bei vier davon haben sie die Sprecherschaft.
Wissenschaftsminister Dr. Ludwig Spaenle sagte: „Ich gratuliere der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) sowie der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) und der Technischen Universität München (TUM) zu ihrem hart umkämpften Erfolg. Die Universitäten haben damit einmal mehr ihre Wettbewerbsfähigkeit unter Beweis gestellt.“
Sonderforschungsbereiche werden nach einem strengen Begutachtungsverfahren mit hohen Qualitätsanforderungen vergeben, müssen international sichtbar sein und bedeuten für die Universitäten einen beträchtlichen Zuwachs an Stellen und Mitteln für den jeweiligen Forschungsbereich.
Breites Themenspektrum der bewilligten Anträge
Mit bayerischer Beteiligung werden folgende drei SFB/TRR neu eingerichtet (Titel; antragstellende Universitäten; Sprecher; Fördermittel für bayerische Beteiligte):
TRR 174 „Räumliche-zeitliche Dynamik bakterieller Zellen“; Universität Marburg, LMU München; Prof. Thanbichler (Marburg); bayerischer Förderanteil 3,6 Mio. Euro
Im Rahmen des Transregio-Sonderforschungsbereichs wird ein Forschungsprogramm etabliert, das die umfassende Aufklärung der räumlich-zeitlichen Dynamik bakterieller Zellen zum Ziel hat. Das Konsortium verfolgt dabei einen stark interdisziplinären Ansatz. Ziel des Verbundes ist es, molekulare Systeme, die für die Kontrolle zentraler zellulärer Prozesse verantwortlich sind, zu identifizieren, im Detail zu charakterisieren und schließlich in vivo und in vitro zu rekonstituieren.
TRR 190 „Rationalität und Wettbewerb: Die ökonomische Leistungsfähigkeit von Individuen und Unternehmen“; LMU München, HU Berlin; Prof. Klaus Schmid (München); bayerischer Förderanteil 5,3 Mio. Euro.
Der Transregio-SFB verbindet die Forschungsprogramme von neoklassischen Ökonomen und Verhaltensökonomen, um angewandte Fragen von hoher wirtschaftspolitischer Relevanz zu untersuchen. Der Fokus liegt auf dem Verhalten und der ökonomischen Leistungsfähigkeit von Individuen und Unternehmen. Der Verbund untersucht die allokativen Konsequenzen und die wirtschaftspolitischen Implikationen von verschiedenen Aspekten von Rationalität und Abweichungen von Rationalität. Er fokussiert dabei auf Situationen, in denen die Wirtschaftssubjekte im Wettbewerb stehen.
SFB 1258 „Neutrinos und Dunkle Materie in der Astro- und Teilchenphysik (NDM)“; TU München; Prof. Elisa Resconi; bayerischer Förderanteil 11,2 Mio. Euro.
Der Sonderforschungsbereich und die zugehörige integrierte Graduiertenschule sind an der Schnittstelle zwischen Teilchenphysik, Astrophysik und Kernphysik angesiedelt. Sie beschäftigen sich vor allem mit Neutrinos, den häufigsten Materieteilchen des Universums, und dunkler Materie, die für die kosmische Dynamik auf galaktischen und noch größeren Skalen verantwortlich ist. In dem SFB hat eine Gruppe von Physikern und Astronomen aus der Region Garching-München ihre Kräfte mit dem Ziel gebündelt, das wissenschaftliche Verständnis von Neutrinos, dunkler Materie und kosmischer Botenteilchen mit interdisziplinären Methoden voran zu treiben.
Fortgesetzt werden folgende zwei SFB/TRR unter bayerischer Beteiligung
TRR 73 „Umformtechnische Herstellung von komplexen Funktionsbauteilen mit Nebenformelementen aus Feinblechen -Blechmassivumformung“; FAU Erlangen-Nürnberg, Universität Hamburg, TU Dortmund; Prof. Marion Merklein (Erlangen); bayerischer Förderanteil 4,7 Mio. Euro.
Der Transregio-SFB leistet durch die Anwendung von Massivumformoperationen auf Blechhalbzeuge einen Beitrag für die Weiterentwicklung der Umformtechnik und des Teilespektrums unter dem Gesichtspunkt wirtschaftlicher und ressourceneffizienter Fertigung. Damit geht es nicht zuletzt um eine erhebliche Verbesserung der Wirtschaftlichkeit in einem bedeutsamen Produktionszweig. Die wissenschaftlichen Tätigkeiten haben die Erforschung und des Potentials zur Erhöhung der Bauteilfunktionalität unter Verwendung von Blechwerkstoffen zum Ziel. Die Vision für die 3. Förderperiode ist die Erforschung des Einflusses der Fertigungsverfahren auf das Einsatzverhalten der Bauteile.
SFB 1054 „Kontrolle und Plastizität von Zelldifferenzierungsprozessen im Immunsystem“; LMU München, TU München; Prof. Thomas Brocker (LMU); bayerischer Förderanteil 10,8 Mio. Euro.
In diesem Sonderforschungsbereich wird die Plastizität von Zelldifferenzierungsprozessen im Immunsystem untersucht. Dadurch soll ein umfassendes Verständnis der Zusammenhänge zwischen extrazellulären und intrazellulären Signalen bei der T-Zelldifferenzierung erarbeitet werden. In der zweiten Förderperiode ist das gemeinsame Ziel des multi-disziplinären Konsortiums, im Detail zu untersuchen, wie spezifische T-Zellpopulationen zu Effektor-T-Zellen ausdifferenzieren und welchen Einfluss die Gewebeumgebung und der Kontakt mit anderen Immunzellen auf diese Vorgänge haben. Langfristig sollen Moleküle und Zellpopulationen identifiziert werden, die therapeutisch beeinflusst werden können, um so gezielt in die Pathogenese autoimmuner, entzündlicher und chronisch-infektiöser Erkrankungen einzugreifen.
Die nächste Entscheidungssitzung für SFB/TRR findet im Mai 2017 statt. In ihrem Vorfeld werden sieben weitere bayerische Anträge unter anderem der Universitäten Bayreuth, Erlangen und Würzburg vor Ort von internationalen Experten begutachtet werden. Wissenschaftsminister Dr. Ludwig Spaenle betonte: „Diese beeindruckende Antragsdynamik belegt die hohe Qualität der universitären Spitzenforschung in Bayern.“
Hintergrundinformation: Sonderforschungsbereiche (SFB) sind auf die Dauer von bis zu zwölf Jahren (in der Regel drei mal vier Jahre) angelegte Forschungseinrichtungen der Hochschulen, in denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über die Grenzen ihrer jeweiligen Fächer, Institute, Fachbereiche und Fakultäten hinweg im Rahmen eines übergreifenden und wissenschaftlich exzellenten Forschungsprogramms zusammenarbeiten. Der klassische Sonderforschungsbereich (SFB) wird in der Regel von einer Hochschule beantragt. Der SFB-Transregio (TRR) wird von mehreren (in der Regel bis zu drei) Hochschulen gemeinsam beantragt. Die Förderung ermöglicht eine enge überregionale Kooperation zwischen Hochschulen und den dort Forschenden sowie eine Vernetzung und gemeinsame Nutzung der Ressourcen. Für SFB/TRR stehen im Haushalt der DFG insgesamt jährlich rund 570 Millionen Euro zur Verfügung. Die DFG fördert damit ab Januar 2017 insgesamt 268 Sonderforschungsbereiche.
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