Bayern hat Mittelschule zu stark berufsorientierter Schule ausgebaut – Die meisten Lehrerwochenstunden pro Schüler
Hoch engagierte Lehrkräfte bereiten an Mittelschule junge Menschen auf Beruf und Leben vor – BLLV übersieht Fakten
MÜNCHEN. Die Mittelschule wird in Bayern nachhaltig gefördert, der BLLV übersieht in seinem offenen Brief viele Fakten. Bayern hat als einziges Bundesland die früheren Hauptschulen zu echten Mittelschulen inhaltlich fortentwickelt: Die Berufsorientierung wurde als zentraler profilbildender Kern weiter ausgeprägt, die Möglichkeiten für Schülerinnen und Schüler, den mittleren Abschluss zu erwerben, konsequent ausgebaut. Dazu hat Bayern auch den Schulen zusätzliche Lehrerwochenstunden zugewiesen. Im Vergleich zu allen weiterführenden Schularten bekommt eine Mittelschule die höchste Anzahl von Lehrerwochenstunden pro Schüler, so dass hier gute Bedingungen für eine Förderung der Schüler geschaffen sind.
Sehr engagierte Lehrkräfte bereiten die jungen Menschen an gut 900 Mittelschulen in Bayern auf ihren späteren Beruf, auf die Teilnahme in der Gesellschaft und auf ihren persönlichen Lebensweg vor.
Die Reaktion von Schülern und Eltern auf das Angebot ist eindeutig: Rund 30 Prozent der Schülerinnen und Schüler eines Jahrgangs besuchen die Mittelschule, die Übertrittsquote ist konstant.
Die besonderen Chancen der pädagogischen Arbeit an der Mittelschule ergeben sich dadurch:
1. Die Mittelschule ist stärker als die anderen allgemein bildenden Schulen darauf konzipiert, dass sie Persönlichkeit bildet, lebenspraktische Fragestellungen beantwortet und Berufsorientierung leistet. Letztere erfolgt:
a) durch die drei berufsorientierenden Zweige Technik, Wirtschaft und Soziales.
b) durch Berufsorientierungsmaßnahmen in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit. Dafür wenden Freistaat und Agentur für Arbeit jeweils sechs Millionen Euro pro Jahr auf.
c) durch ausgeweiteten Einsatz von Sozialpädagogen als Berufseinstiegsbegleiter. Diese unterstützen vor allem junge Menschen in schwierigeren Situationen, z.B. wenn der Schulabschluss bedroht und damit ihr Übergang in eine berufliche Ausbildung gefährdet ist, bei Berufswahl und Bewerbungsprozess. Sie begleiten sie auch beim Start im Betrieb.
d) durch eine moderne Form der Leistungserhebung, bei der die Schülerinnen und Schüler ihre Talente in verschiedenen Feldern unter Beweis stellen.
2. Seit 2008 wurde den Mittelschulen in der 5. und 6. Jahrgangstufe jeweils eine zusätzliche Förderstunde zugewiesen, die Differenzierungen ermöglicht. Im Vergleich zu allen weiterführenden Schularten bekommt die Mittelschule die höchste Anzahl von Lehrerwochenstunden pro Schüler.
3. Die Staatsregierung hat es ermöglicht, dass besonders leistungsfähige Lehrkräfte an Mittelschulen auch ohne ein Funktionsamt von der Besoldungsgruppe A12 in A12 plus Zulage und sogar in die Besoldungsgruppe A 13 aufsteigen können. Entsprechend wurden auch die Funktionsstellen angehoben.
4. Die durchschnittliche Klassenstärke an den Mittelschulen liegt bei 19,7 Schülerinnen und Schülern. Dies erleichtert eine intensive Zuwendung der Lehrkräfte an die Schülerinnen und Schüler.
5. An den Grund- und Mittelschulen werden über die Lehrkräfte hinaus zusätzlich rund 1.600 Förderlehrer eingesetzt, die die Lehrkräfte bei der Differenzierung im Unterricht unterstützen.
6. An jeder Mittelschule bzw. in jedem Mittelschulverbund gibt es Ganztagsangebote in offener oder gebundener Form. Im Ganztag können die Schülerinnen und Schüler noch intensiver schulisch gefördert und begleitet werden.
7. An den Mittelschulen können die Schülerinnen und Schüler den Mittleren Schulabschluss erwerben, und zwar:
a) durch Besuch von Mittlere-Reife-Klassen
b) durch den Besuch von Vorbereitungsklassen. Diese werden mittlerweile an rund 90 Standorten in insgesamt 150 Klassen angeboten. Schülerinnen und Schüler mit einem qualifizierenden Abschluss der Mittelschule werden in zwei zusätzlichen Schuljahren auf den mittleren Abschluss vorbereitet.
Knapp 30 Prozent aller Mittelschüler – mehr als je zuvor – erwerben an der Mittelschule den mittleren Schulabschluss.
8. Mit einem breiten Fortbildungsangebot unterstützt der Freistaat die Arbeit der Lehrkräfte in Übergangsklassen. In dieses wurden auch Fragen der Pädagogik und Schulpsychologie eingebunden, mit denen diese vor Ort konfrontiert werden können. Viele Lehrkräfte haben sich mittlerweile im Fach Deutsch als Zweitsprache qualifiziert. Mittlerweile wurden 30 Übergangsklassen in einer Ganztagsform eingerichtet, die Zahl wird jährlich erweitert.
Durch Deutsch-Förderklassen und -kurse wird eine flexible Abdeckung der Deutschförderung ermöglicht.
9. Die Unterrichtsverpflichtung für Lehrkräfte an Mittelschulen wurde in den jüngsten Jahren im Rahmen der allgemeinen Absenkung der Unterrichtsverpflichtung von Lehrkräften gesenkt.
10. Die Lehrkräfte unterrichten ihre Schülerinnen und Schüler nach dem Prinzip der Klassenleitung. D.h. sie unterrichten in ihrer Klasse nahezu alle Fächer und sind damit in einem sehr umfassenden Sinne Ansprechpartner.
11. An den Grund- und Mittelschulen ist es bisher gelungen, alle vollzeitschulpflichtigen Kinder und Jugendlichen aufzunehmen. 221 der 353 Übergangsklassen für junge Flüchtlinge und Asylbewerber wurden an Mittelschulen eingerichtet. Dafür wurden im 2. Schulhalbjahr weitere Stellen zur Verfügung gestellt.
12. Über zusätzliche Stellen (z.B. den Integrationszuschlag) konnten die Mittelschulen auch im Schuljahr 2014/2015 weitere Fördermaßnahmen im Bereich Sprachförderung und Integrationsförderung einrichten.
13. Die Pressereaktionen auf eine online-Umfrage des BLLV haben gezeigt, dass sich viele Mittelschulen in der Auswertung nicht wiedergefunden haben.
Wie eine Erklärung der Bayerischen Handwerkskammer erst in der vergangenen Woche bestätigt hat, werden die Absolventen der Mittelschule von der Wirtschaft sehr geschätzt. Jede Einrichtung kann weiter verbessert werden. Derzeit sind die Regierungen beauftragt, gemeinsamen mit den Schulen ein Qualitätsmanagement für die schulische Bildung zu etablieren. Dieses ergänzt bereits praktizierte Instrumente der Qualitätssicherung wie die interne und die externe Evaluation.
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