Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle, der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma Romani Rose und der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung Thomas Krüger stellen Publikation „Sinti und Roma“ in München vor
MÜNCHEN. Mit der Publikation „Sinti und Roma. Eine deutsche Minderheit zwischen Diskriminierung und Emanzipation“ schließen die Bundeszentrale für politische Bildung und die Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit eine wichtige Lücke in der Literatur, nämlich die eines handlichen Überblicks über die Geschichte der Sinti und Rom in Deutschland. Heute stellten Bayerns Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle, der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb, Thomas Krüger, und Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma und Geschäftsführer des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma, in München die neue Publikation vor.
Bei der Präsentation machte Minister Spaenle, selbst Historiker, deutlich: „Sinti und Roma haben viel zu lange zu den vergessenen Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gezählt.“ Beispielhaft erinnerte der Minister an das Denkmal für die rund 500.000 ermordeten Sinti und Roma in Berlin, das erst 2012 fertiggestellt wurde. Nur wenige Jahre zuvor, nämlich 2007, hatte sich Bayern mit der „Gemeinsamen Erklärung der Bayerischen Staatsregierung und des Verbands Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Bayern“, klar zu seiner geschichtlichen Verantwortung gegenüber Angehörigen dieser Minderheit bekannt, für Minister Spaenle angesichts der Einbindung bayerischer Behörden in die Ausgrenzung und Verfolgung von Sinti und Roma ab etwa 1900 bis zum Ende des NS-Regimes ein wichtiger Schritt.
Minister Spaenle erinnert auch daran, dass sich die Sinti und Roma am 16. Mai 1944 im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ihren Unterdrückern und Folterern widersetzt hatten. Genau wie das Leid, das die Menschen jüdischen Glaubens unter den Nazis erlitten hätten, müsse das Leid der von den Nationalsozialisten verfolgten und ermordeten Sinti und Roma fest in der Erinnerung der Bundesbürger verankert sein.
„Von den Sinti und Roma sind viele positive Einflüsse ausgegangen, die zum europäischen Kulturerbe gehören, zum Beispiel in der Musik und in der bildenden Kunst“, so der Minister.
Weil auch nach 1945 viele Sinti und Roma, die den Völkermord überlebt hatten, erneut kriminalisiert wurden, müsse die Aufklärungsarbeit ihren festen Platz im Programm der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit erhalten, betonte Minister Spaenle.
Ein Ausgangspunkt dazu war ein Gespräch zwischen Romani Rose und Dr. Spaenle. Romani Rose erinnert selbst in seinem Vorwort an die Folgen dieses Gesprächs mit Dr. Spaenle in seiner damaligen Funktion als Präsident der Kultusministerkonferenz: „Ich bin Herrn Dr. Spaenle sehr dankbar für seine Initiative, aufgrund unseres Gesprächs ein Publikationsprojekt initiiert zu haben.“
Romani Rose sagte weiter: „Die Geschichte der Sinti und Roma, und zwar nicht nur als Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, sondern eben auch als aktive Bürger dieses Landes, trägt dazu bei, die Bedeutung der Menschenrechte und demokratischer Werte begreiflich zu machen. Insbesondere in Schulbüchern werden Sinti und Roma allerdings meistens nur am Rande erwähnt. Mit dem vorliegenden Band wird hier eine Lücke geschlossen.“
Thomas Krüger sagte: „Als Bundeszentrale für politische Bildung engagieren wir uns mit unseren Bildungsangeboten gemeinsam mit anderen Initiativen in der Bürgerrechtsbewegung und der Zivilgesellschaft gegen den nach wie vor weit verbreiteten Antiziganismus.“
Geschichte vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart erfasst
Die besondere Chance des Buchs liegt darin, dass die Geschichte der Sinti und Roma dort nicht nur auf dieses dunkelste Kapitel reduziert wird, sondern vom 15. Jahrhundert bis in die Gegenwart reiche. Im späten Mittelalter hatten Sinti und Roma in vielen Städten wie in Hildesheim, Köln und Lindau obrigkeitliche und bürgerschaftliche Akzeptanz erfahren. Sinti und Roma leben seit rund 600 Jahren in Europa und gehören dazu.
Für Ludwig Spaenle, Romani Rose und Thomas Krüger bildet die Publikationen eine gute Grundlage, um die begonnene Aufklärungsarbeit fortzusetzen:
Die Publikation „Sinti und Roma“ ist das Ergebnis eines Kooperationsprojektes der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma.
Dr. Ludwig Unger, Tel. 089-21862105
Oliver von Mengersen (Koord.): Sinti und Roma. Eine deutsche Minderheit zwischen Diskriminierung und Emanzipation, herausgegeben von der Bundeszentrale für politische Bildung und der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, Bonn-München 2015, 288 Seiten, teilweise schwarz-weiß illustriert.
-
BAYERN | DIREKT:
Wir beantworten Ihre Anliegen gerne – telefonisch unter
089 12 22 20*oder per E-Mail an
direkt@bayern.deoder über das Kontaktformular
Montag bis Donnerstag von 08:00 bis 18:00 Uhr und Freitag von 08:00 bis 16:00 Uhr.