Bayerns Kultusministerium zur heutigen Veröffentlichung über „Bedarf und Angebot der Primarstufe“ – Bayern hat alle Stellen im Grundschulbereich besetzt
MÜNCHEN. Das Bayerische Kultusministerium nimmt zu der heute erschienenen Publikation der Bertelsmann-Stiftung Stellung. Diese beschreibt – ausgehend von Daten des Statistischen Bundesamts und der Kultusministerkonferenz – drei keineswegs neue Trends: steigende Schülerzahlen gerade in der Grundschule durch Zuwanderung, Geburtenanstieg, Ausbau des Ganztags und die sich daraus ergebenden Folgen – vor allem den Bedarf an Lehrkräften. Bayern stellt sich aufgrund eigener, jährlich aktualisierter Schüler- und Lehrerbedarfsprognosen und daraus entwickelten Handlungswegen den Herausforderungen und stellt nach Bedarf Lehrkräfte ein.
1. Das Bayerische Kultusministerium erstellt jedes Jahr neu eine eigene Schüler- und Lehrerbedarfsprognose. Das Bayerische Kultusministerium hatte bereits 2014 auf eine im Wandel befindliche Situation hingewiesen, insbesondere auf in der Grundschule wieder steigende Schülerzahlen. Die Schulen wurden und werden entsprechend mit Lehrkräften versorgt. Allein zum laufenden Schuljahr hat Bayern über 4.300 Lehrkräfte neu eingestellt, darunter rund 1.700 für die Grundschulen.
2. Die Lehrerbedarfsprognose, die Bayern jährlich neu erstellt, dient für Studieninteressenten als Information und Orientierung. Eine Lehrerausbildung dauert im Regelfall 6 bis 7 Jahre. Hier sehen Interessierte für ein Grund- und Mittelschullehramtsstudium, dass es gute Beschäftigungsmöglichkeiten gibt.
3. Bayern hat zeitnah auf den massiven Zuzug von jungen Zuwanderern seit Herbst 2015 reagiert. Um für diese jungen Menschen den Unterricht zu sichern, hat Bayern allein im Jahr 2016 rund 1700 zusätzliche Stellen und Beschäftigungsmöglichkeiten für Lehrkräfte zu diesem Zweck geschaffen.
4. Der Lehrerbedarf ist insbesondere angesichts des unerwarteten Zuzugs der jungen Zuwanderer – in dieser Grundaussage ist Klaus Klemm und Dirk Zorn zuzustimmen – eine Herausforderung, die sich sowohl in der Gewinnung der ausreichenden Anzahl von Lehrkräften wie auch in Fragen der Qualität bei pädagogischen, didaktischen und fachlichen Kompetenzen niederschlägt. Bayern stellt sich diesen Anforderungen – z. B. durch Einstellung von Lehrkräften und durch gezielte Fortbildungsangebote.
5. Zu Beginn des Schuljahres 2017/2018 wurde eine Maßnahme der Zweitqualifizierung für die Grundschule für Bewerber, die bereits eine Lehramtsbefähigung für eine andere Schulart vorweisen können, aufgelegt. So konnte Bayern den großen Bedarf an Lehrkräften mit der Lehramtsbefähigung für das Lehramt an Grundschulen im September 2017 auf dem Niveau des Schuljahres 2016/2017 decken. Diese Maßnahme ermöglicht es den Bewerbern, eine zweite Lehramtsbefähigung zu erwerben. Ihnen wird die Übernahme ins Beamtenverhältnis nach der Zweitqualifizierung zugesichert. Diese Maßnahmen beabsichtigt Bayern entsprechend der Bedarfsentwicklung fortzusetzen.
6. Bayern wird auch in den kommenden Jahren alle Stellen für Lehrkräfte an Grundschulen besetzen. Das ist eine Herausforderung. Dabei werden wir sowohl auf die Absolventen der Hochschulen und der anschließenden Seminarausbildung, auf sog. freie Bewerber aus anderen Ländern sowie auf Teilnehmer unserer Zweitqualifizierung zurückgreifen. Wir gehen davon aus, dass der Bedarf sich in den kommenden Jahren etwa auf der Höhe des Bedarfs für das laufende Schuljahr einpegeln wird.
7. Der Ausbau der Ganztagsangebote wird in Bayern in den nächsten Jahren konsequent fortgesetzt. Bayern setzt dabei nicht allein auf gebundene Ganztagsklassen, die einen Einsatz fast ausschließlich von Lehrkräften vorsehen. Bayern setzt stattdessen auf eine Vielfalt von Angeboten – Angebote der offenen und gebundenen Ganztagsschule, der Mittagsbetreuung und der Kinder- und Jugendhilfe. Welches Ganztagsangebot beantragt und eingerichtet wird, entscheidet die Kommune ggf. in Absprache mit der Schulfamilie vor Ort und orientiert sich am Bedarf.
8. In Bayern unterrichtet auch eine begrenzte Anzahl pensionierter Lehrkräfte, die sich der Aufgabe gewachsen fühlen, zur Verfügung stellen und sich für eine weitere Tätigkeit im Schuldienst beworben haben, an den staatlichen Grund- und Mittelschulen in einem begrenzten Umfang. Die pensionierten Lehrkräfte unterrichten in der Regel mit reduziertem, selbstgewählten Stundenmaß, sodass eine persönliche Überlastung ausgeschlossen werden kann.
9. „Seiteneinsteiger“ ohne Lehramtsqualifikation stellt Bayern im Grundschulbereich nicht ein. Die Lehramtsausbildung stellt die Qualität des Unterrichts sicher. Befristete Beschäftigungsverhältnisse zur Aushilfe werden hier nur dann vergeben, wenn dafür keine Kräfte mit Lehrerqualifikation mehr zur Verfügung stehen.
10. Die von Klaus Klemm und Dirk Zorn für ganz Deutschland beschriebene Entwicklung lässt keine konkrete Aussage für die Situation in den einzelnen Ländern zu. Auch die Kriterien, nach denen von ihnen der Bedarf deutschlandweit ermittelt wurde, ist bis auf die Zahl der wahrscheinlich aufgrund der Altersgrenze ausscheidenden Lehrkräfte nicht nachvollziehbar. Aber sie beschreiben eine Herausforderung, vor der Schulverwaltung und Lehrkräfte stehen.
Die aktuelle Veröffentlichung ist gegenüber dem im Sommer 2017 vorgelegten Heftchen „Demographische Rendite adé“ seriöser und zurückhaltender. In der damaligen Publikation hat die Stiftung veraltete Zahlen aufbereitet und daraus entsprechend ungesicherte Rückschlüsse gezogen.
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