Digitalministerin Gerlach: „Crème de la crème der deutschen Fernsehlandschaft zu Gast in München“ / Bayerischer Fernsehpreis verliehen
Der blaue Panther steht für die Eleganz, Kraft und Geschwindigkeit des deutschen Fernsehgeschäfts. Dies betonte die für Filmförderung zuständige Staatsministerin für Digitales Judith Gerlach heute bei der Verleihung des Bayerischen Fernsehpreises in München: „Das Herz Fernsehdeutschlands schlägt in München. Der Bayerische Fernsehpreis zieht jedes Jahr die Crème de la crème der deutschen Fernsehlandschaft nach Bayern. Auch dieses Jahr zeigt sich wieder: deutsches Fernsehen ist Spitzenklasse. Gute Unterhaltung, fesselnde Geschichten und bewegende Bilder sind genauso Grundlage für ein erfolgreiches Fernsehprogramm wie ein anspruchsvolles Kultur- und Bildungsprogramm.“ Der seit 1989 verliehene Bayerische Fernsehpreis ist eine der renommiertesten und begehrtesten Auszeichnungen im deutschen Fernsehen. Vergeben werden die Blauen Panther in den fünf Kategorien Informationsprogramme, Fernsehfilme, Serien und Reihen, Unterhaltungsprogramme sowie Kultur- und Bildungsprogramme.
In der Kategorie „Information“ wurde Ulf Röller für seine USA-Berichterstattung ausgezeichnet.
Begründung der Jury:
Von 2011 bis 2019 war Ulf Röller Leiter des ZDF-Studios in Washington. Wohl nie haben sich die USA in ihrer 250-jährigen Geschichte so grundstürzend verändert wie in diesen acht Jahren. Die Wahl von Donald Trump erschütterte viele politische Gewissheiten, nicht nur in Amerika, sondern weltweit.
Ulf Röller hat in tausenden von Schaltgesprächen und Filmberichten den deutschen Fernsehzuschauern zu erklären versucht, wie sich die amerikanische Nation von den Obama-Jahren zur Trump-Ära wandelte. Es gelang ihm immer, kritische Distanz zur Regierungspolitik in Washington zu wahren, aber gleichwohl niemals einem wohlfeilen Antiamerikanismus das Wort zu reden.
Fernsehjournalismus wie er sein sollte: uneitel und unaufgeregt, immer mit aufrechter Haltung, aber stets zurückhaltend, was eigene Meinungen betrifft.
Der Preis für die beste Darstellerin wurde verliehen an Anna Schudt für ihre Rolle in „Aufbruch in die Freiheit“.
Begründung der Jury:
Emotional und mitreißend erzählt „Aufbruch in die Freiheit“ die Geschichte einer Frau zu Beginn der 70er Jahre, die nur knapp eine heimliche Abtreibung überlebt und es schließlich gegen alle Widerstände wagt, aus der Enge der Provinz auszubrechen, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Anna Schudt gelingt es, mit ihrer Darstellung der Erika Gerlach von der ersten bis zur letzten Minute zu fesseln. Virtuos gestaltet sie die breite Gefühlsskala, die der Film ihrer Rolle abverlangt. Anna Schudt vermag in den Momenten, wo Schmerz und Einsamkeit aus Erika Gerlach herausbrechen, genauso zu überzeugen wie in den Szenen, wo sich die Figur, zwischen Mut und Unsicherheit schwankend, an die neue Freiheit herantastet. Sie verleiht dem Emanzipationsprozess, den der Film zum Thema hat, Würde und Authentizität und erschafft die Stimme einer Frau, die selten im Fernsehen gehört wird. Dass es dem Film gelingt, eine Brücke in die Gegenwart zu bauen, ist maßgeblich auch der großartigen schauspielerischen Leistung von Anna Schudt zu verdanken.
Den Preis für den besten Darsteller erhält Jan Josef Liefers für seine Rolle in „Arthurs Gesetz“.
Begründung der Jury:
Was auch immer schief gehen kann, geht auch schief. Und zwar gründlich. Das ist Arthurs Gesetz. In der gleichlautenden schwarzen Komödie versucht der 50-jährige Arthur Ahnepol, dargestellt von Jan Josef Liefers, sein Leben irgendwie auf die Reihe zu kriegen. Das ist aber gar nicht so einfach oder eigentlich unmöglich. Just mit seinem 50. Geburtstag beginnt eine Reihe von Ereignissen, die Arthurs Gesetz eindeutig unter Beweis stellen. Jan Josef Liefers zeigt in dieser Serie die ganze Bandbreite, aber auch die Tiefe seines schauspielerischen Könnens. Obwohl man diesen naiven Arthur einfach ins Herz schließen muss, verzweifelt man doch angesichts seiner Unbeholfenheit und Unfähigkeit, den Widrigkeiten des Lebens irgendetwas entgegenzusetzen. Dabei spielt Liefers in einer ruhigen Zartheit, die den Zuschauer lange nicht loslässt, weil er dem von ihm mit größter Liebenswürdigkeit verkörperten Arthur nur das Beste wünscht. Wäre da nicht Arthurs Gesetz.
Der Preis für die beste Regie geht an Max Eipp und Mark Monheim für den Film „Alles Isy“.
Begründung der Jury:
ALLES ISY ist das Gegenteil von alles easy im Sinne von leicht, einfach oder das wird schon wieder. ALLES ISY ist ein Familiendrama und ein Drama über den Wert von Freundschaften, das noch lange nachhallt.
Eine Party unter Jugendlichen eskaliert, Alkohol und Drogen sind im Spiel, und das bewusstlose Mädchen Isy wird vergewaltigt. An der Tat beteiligt ist ihr bester Freund. Auch wenn sie sich an nichts mehr erinnern kann, kommt das Geschehene langsam zum Vorschein und die befreundeten Familien stürzen in eine tiefe Krise.
Sensibel und klug durchleuchten die beiden Regisseure die dramatischen Entwicklungen aller Beteiligten. Hierbei geht es nicht um gut oder böse, sondern um das Einstehen für das, zu was wir als Menschen fähig sind, auch unseren Freunden anzutun. Die Regiearbeit konzentriert sich hierbei auf die überzeugenden vor allem jugendlichen Darsteller und lässt uns an Ihrem Schmerz und ihrer Verzweiflung teilhaben. Die Jury ist tief beeindruckt von diesem aufwühlenden und wichtigen Film!
Für das beste Drehbuch für den Film „Gladbeck“ wurde Holger Karsten Schmidt ausgezeichnet.
Begründung der Jury:
Sollte man eine Geschichte von 1988, an die sich viele noch erinnern, noch einmal neu für das Fernsehen erzählen? Ja, man muss es sogar, wenn man wie Autor Holger Karsten Schmidt genau und präzise aus heutiger Sicht an unfassbare Ereignisse rund um den Banküberfall von Gladbeck, die darauf folgende Geiselnahme, die Flucht und eines der größten Medienspektakel Deutschlands erinnern will. Gladbeck ist eine detailgetreue Erzählung über ein schreckliches Verbrechen. Vor allem aber erzählt Gladbeck, wie die Gewaltbereitschaft der beiden Räuber Rösner und Degowski eskaliert, von den Medien voyeuristisch ausgeschlachtet und von den Behörden und der Polizei hilflos und dilettantisch begleitet wird.
Schmidt erinnert uns schmerzhaft an das Trauma dieser Geiselnahme und das sinnlose Sterben der Opfer Emanuele De Giorgi und Silke Bischoff und damit auch an das unendliche Leid, das durch diese Taten über ihre Familien kam. Vor allem erzählt dieser grandiose Autor aber die Geschichte über menschliches Fehlverhalten in unterschiedlichster Form und legt offen: Jeder, der daran – auch zufällig – beteiligt war, trägt bis heute für sein Verhalten die Verantwortung.
Den Preis für die beste Kamera erhält Sonja Rom für „Zersetzt – Ein Fall für Dr. Abel“.
Begründung der Jury:
Der Thriller „Zersetzt – ein Fall für Dr. Abel“ erzählt eine komplex-verschachtelte Geschichte, die den Helden an drei Fronten herausfordert: Ein gerichtsmedizinisches Gutachten in Transnistrien, eine junge Frau in der Gewalt eines Psychopathen und eine Untersuchungskommission.
Der Kamerafrau Sonja Rom ist es gelungen, für jede der drei höchst unterschiedlichen Erzählebenen eine eigene Bildsprache so präzise zu komponieren, dass sie sich zu einem starken Gesamtkunstwerk zusammenfügen. Den morbiden Glanz östlicher Industriebrachen, die beklemmende Enge eines Folterkellers, die nüchtern-sachliche Atmosphäre von Hochhausbüros macht Sonja Rom in ihren Bildern mit großem Stilgefühl und virtuoser Lichttechnik sinnlich erlebbar. Dicht rückt ihre Kamera an die Hauptfiguren heran, bleibt in ständiger Bewegung und erzeugt so eine Sogwirkung, der sich der Zuschauer bis zur letzten Minute des Films nicht entziehen kann. Eine außergewöhnliche, genaue und bildgewaltige Kameraästhetik zeichnet die Arbeit von Sonja Rom für diesen Film aus und weist sie auch als Meisterin des Thriller-Genres aus.
Der Produzentenpreis geht an Astrid Quentell als Produzentin der Serie „Der Lehrer“.
Begründung der Jury:
Mittlerweile sind es sieben Staffeln der RTL-Serie „Der Lehrer“, die Astrid Quentell als Produzentin verantwortet. Eine Serie mit Mut und Geduld über so einen langen Zeitraum in der heutigen Fernsehlandschaft erfolgreich zu etablieren und dabei Quote und Qualität dauerhaft auf so hohem Niveau zu halten, belegt die Qualität ihrer Arbeit. Das richtige Gespür für die Erwartungen der Zuschauer, das permanente Setzen neuer Impulse und das Zusammenhalten des Produktionsteams: All das sind Fähigkeiten, die Astrid Quentell auch schon bei früheren Produktionen bewiesen hat. Damit ist die Chefin von Sony Pictures eine der ganz wichtigen Ansprechpartnerinnen für die deutschen Sender, egal ob es um die Entwicklung von Serien oder von Showformaten geht. Die Produktion der Serie „Der Lehrer“ für RTL ragt dabei heraus. Es ist die erfolgreichste Serie im RTL-Programm und generell die beliebteste Serie bei den deutschen jungen Zuschauern. Für diese Leistung erhält Astrid Quentell den Bayerischen Fernsehpreis.
In der Kategorie „Unterhaltung“ wird Maren Kroymann als Protagonistin der Comedy-Sendung „Kroymann“ ausgezeichnet.
Begründung der Jury:
Wäre Maren Kroymann ein Produkt, müsste man sie als Einzelstück bezeichnen. In der deutschen Fernsehunterhaltung ist sie gegenwärtig einzigartig. Der Humor ihrer Sketch-Comedysendung „Kroymann“ ist leise und präzise und vielleicht auch gerade deshalb zum Laut-Lachen schön. Maren Kroymanns komödiantisches Timing ist traumwandlerisch präzise, die Pointen sind gestochen scharf. „Kroymann“ ist beste Unterhaltung, die nicht das geringste Aufheben um sich macht. Einfach nur umwerfend gut geschriebenes und gespieltes Fernsehen.
In der Kategorie Kultur und Bildung wurde Gero von Boehm als Produzent und Regisseur von „Exodus? Eine Geschichte der Juden in Europa“ ausgezeichnet.
Begründung der Jury:
Gero von Boehm dringt in seinen Portraits und Dokumentarfilmen wie kaum ein anderer tief in ein Thema ein und breitet dieses dann kunstvoll vor uns aus. In den vergangenen 45 Jahren sind so mehr als 100 vielfach ausgezeichnete Produktionen entstanden – zuletzt mit „Exodus“ eine zweiteilige Reihe für Terra X, das als ZDF-Programmmarke seit Jahrzehnten für anspruchsvolle Familienunterhaltung am Sonntagabend steht. In „Exodus? Eine Geschichte der Juden in Europa“ spannt Gero von Boehm ein Panorama über 2000 Jahre schicksalsschwerer Geschichte auf. Mit diesem Film ruft uns Gero von Boehm erneut ins Gedächtnis: Was seit jeher gelten sollte, ist heute wichtiger denn je: In unserer Gesellschaft ist kein Platz für Bedrohung durch Hass und Hetze.
Ebenfalls in der Kategorie Kultur und Bildung ging der Preis an Axel Brüggemann als Moderator und Autor der Show „Bayreuther Festspiele 2018 – Lohengrin und Bayreuth – Die Show“.
Begründung der Jury:
Die Bayreuther Festspiele sind Mythos und weltweit beobachtetes Kulturereignis zugleich. Dank der Show von Axel Brüggemann und Sky kann der Fernsehzuschauer zu Hause daran live teilnehmen. In einem aufwendigen Gesamtrahmen von siebeneinhalb Stunden mit bestechender Ton- und Bildqualität nimmt Brüggemann sein Publikum mit auf eine Reise in die faszinierende Welt der Oper. Er erklärt, erläutert und beschreibt – und eröffnet so nicht nur dem interessierten Laien, sondern ebenso dem Opernkenner und -experten völlig neue Blickwinkel und Erkenntnisse über den Opernkosmos im Allgemeinen und Wagners Werk im Besonderen. Angereichert mit interessanten und vergnüglichen Geschichten rund um die Bayreuther Festspiele wird diese Show gerade wegen der fach- und sachkundigen, ebenso sympathischen wie humorvollen Moderation durch Axel Brüggemann zu einem begeisternden und äußerst unterhaltsamen Kulturerlebnis.
Den Sonderpreis der Jury erhalten stellvertretend für das gesamte Team Oliver Vogel (Executive Producer, Bavaria Film), Marcus Ammon (Senior Vice President Original Production Sky) und Andreas Prochaska (Regisseur) für „Das Boot“.
Begründung der Jury:
Den Kinofilmklassiker „Das Boot“ 37 Jahre nach seiner Entstehung wieder aufzugreifen und mit einer neuen Geschichte fortzusetzen, ist ein Wagnis, das nur ein mutiges und kreatives Team aus Produzenten, Senderverantwortlichen, Regisseur und vielen weiteren Mitwirkenden vor und hinter der Kamera angehen kann. Mit Oliver Vogel für die Bavaria Film, Marcus Ammon von Sky und dem Regisseur Andreas Prochaska an der Spitze wurde das Wagnis Wirklichkeit. Denn „Das Boot“, das im letzten Jahr bei Sky gesendet wurde, ist gleichzeitig eine Hommage an das große Vorbild wie eine moderne Weiterentwicklung des Genres. Die Neuverfilmung vermittelt die gleiche erschreckende Intensität des Krieges in der bedrückenden Enge eines U-Boots hinzu kommen jedoch neue spannende Erzählstränge an Land. Mit seiner hochwertigen Inszenierung und einem großartig aufgelegte Schauspieler-Ensemble wurde „Das Boot“ zum Serien-Highlight des Jahres 2018: Nerven zerreißend fesselnd, zutiefst bewegend und zugleich ein Mahnmal gegen den Krieg und die unbarmherzige Besetzung Frankreichs durch die Deutsche Wehrmacht. Ein solches Meisterstück war nur möglich durch den Mut und die Kreativität in der Zusammenarbeit von Oliver Vogel, Marcus Ammon und Andreas Prochaska mit einem engagierten und höchst professionellen Team. „Das Boot“ ist eine Serienproduktion auf absolutem Spitzenniveau, made in Germany.
Außerdem wurde die Regisseurin Natalie Spinell für „Servus Baby“ mit dem Nachwuchspreis der LfA Förderbank Bayern ausgezeichnet. Die Brüder Elmar und Fritz Wepper erhielten den Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten.
Weitere Informationen finden Sie hier: Bayerischer Fernsehpreis
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