Holetschek setzt sich für bundesweite Vernetzung gegen Corona-Langzeitfolgen ein – Bayerns Gesundheitsminister kündigt Hotline zu Impffolgen an – Bundesregierung muss Versorgung von Post- und Long-COVID-Erkrankten stärken
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek setzt sich auch auf Bundesebene für ein verstärktes Vorgehen gegen Corona-Langzeitfolgen ein und treibt zugleich die Versorgung bei Beeinträchtigungen nach Impfungen voran. Holetschek betonte am Freitag bei einem von ihm initiierten Expertentreffen zu Post- und Long-COVID in Berlin: „Post- und Long-COVID beschäftigen uns weit über die akute Corona-Pandemie hinaus. Deshalb müssen wir die Langzeitfolgen der Erkrankung und die Behandlungsmöglichkeiten dringend stärker erforschen. Zudem muss es aber auch darum gehen, Impulse für die Regelversorgung zu setzen und Rahmenbedingungen für eine langfristige Finanzierung in der Versorgung von Post- und Long-COVID-Betroffenen zu schaffen. Ich rufe Bundesgesundheitsminister Lauterbach auf, eine nationale Long-COVID-Strategie aufzulegen.“
Der bayerische Gesundheitsminister ergänzte: „Neben den Corona-Langzeitfolgen dürfen wir aber auch die Menschen nicht alleine lassen, die nach einer Corona-Impfung beeinträchtigt sind. Mein Eindruck ist, dass viele Betroffene nicht wissen, an wen sie sich wenden können. Deswegen richten wir in Bayern in Kürze eine Hotline ein, an die sich Betroffene wenden können.“
HOTLINE UND WEBSEITE ALS LOTSE BEI IMPFFOLGEN GEPLANT
Holetschek erläuterte: „Die Hotline bietet keine individuelle medizinische Beratung. Aber sie kann allgemeine Informationen geben, Hinweise zu den Versorgungspfaden und Abklärungsmöglichkeiten der Beschwerden vermitteln und ein erster Ansprechpartner sein. Außerdem werden wir voraussichtlich kommende Woche eine Internetseite zur sogenannten Post-Vac-Thematik starten. Die Hotline und die Internetseiten sollen wie Lotsen durchs Thema führen und hilfreiche Informationen bieten. Ich würde mir wünschen, dass Lauterbach auch ein bundesweites Informationsangebot für die Bürgerinnen und Bürger schafft.“
Der Minister ergänzte: „Außerdem fordere ich Lauterbach auf, die Einrichtung eines bundesweiten Impfregisters zu prüfen. Das wäre ein großer Schritt nach vorne. Eine bessere Datenlage zum Impfgeschehen wäre gerade auch im Umgang mit möglichen Impfschäden für die Versorgung und die Forschung hilfreich.“
An dem Vernetzungstreffen in Berlin nahmen Vertreter der bayerischen Förderinitiative Versorgungsforschung zum Post-COVID-Syndrom, der Charité in Berlin, des Bundesministeriums für Gesundheit sowie der Koordinierungsstelle des Netzwerks Universitätsmedizin sowie Mitglieder des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestags teil. Ziel dabei war es, die Vernetzung und den Wissenstransfer zum Krankheitsbild Post- und Long-COVID zu fördern.
BRAUCHEN POST-INFEKTIONS-AMBULANZEN
Holetschek erläuterte: „Es ist wichtig, den Austausch zu fördern. Der entscheidende nächste Schritt für einen effektiven Umgang mit Corona-Langzeitfolgen muss nun aber von der Bundesregierung kommen. Ich rufe Lauterbach auf, eine umfassende Versorgungsstrategie zu erarbeiten und Voraussetzungen zu schaffen, angepasste Medikamente schnell entwickeln zu können. Ich bin der Meinung, dass Post- und Long-COVID und Impffolgen dabei soweit möglich gemeinsam gedacht werden sollten. Wir sollten angesichts sehr vielfältiger Erkrankungsbilder nicht in Schubladen für Post-COVID oder Post-VAC denken, sondern wir brauchen Post-Infektions-Ambulanzen.“
Bayern hat die Herausforderung der Corona-Langzeitfolgen für die Behandlung früh erkannt und schon im Juni 2021 eine Förderinitiative zur Versorgungsforschung aufgelegt. In einem ersten Durchlauf werden sieben Projekte mit insgesamt fünf Millionen Euro unterstützt. Zum 1. März 2023 hat Holetschek eine zweite Förderrunde über weitere fünf Millionen Euro gestartet. Anträge können noch bis zum 27. März 2023 beim Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) gestellt werden.
Holetschek betonte: „Mit unserer bewährten Förderinitiative ist Bayern Wegbereiter im Kampf gegen Post- und Long-COVID. Wir wollen aber auch Türöffner sein. Ich hoffe, dass unser Vernetzungstreffen in Berlin neue Synergien und Denkanstöße liefern wird.“
Allein in Bayern wurden in den ersten neun Monaten des Jahres 2022 nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns mehr als 350.000 Menschen mit der Diagnose Post- oder Long-COVID-Syndrom ambulant erstversorgt. Im gesamten Jahr 2021 waren es rund 150.000.
Der Begriff Long-COVID umfasst Symptome, die mehr als vier Wochen nach der Ansteckung fortbestehen, sich verschlechtern oder neu auftreten. Als Post-COVID-Syndrom werden im Unterschied dazu Symptome bezeichnet, die sich während oder nach einer COVID-19-Erkrankung entwickeln, länger als zwölf Wochen andauern und nicht durch eine alternative Diagnose erklärt werden können. Als Corona-Langzeitfolgen werden inzwischen mehr als 200 mögliche Symptome beschrieben.
Sowohl nach der COVID-19-Infektion als auch einer COVID-19-Impfung kann es zur Ausbildung von Myalgischer Enzephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrome (ME/CFS) kommen. In Bayern wird das Projekt „unCOVer“ (Pilotstudie zur Wirkung des Medikaments BC 007 bei ME/CFS-Patientinnen und -Patienten) gefördert. Hierfür hat der Landtag aus Mitteln der Fraktionsreserve 800.000 Euro bereitgestellt (LT-Drs. 18/20497). Zusätzlich wird das Projekt „Baynet for ME/CFS“, an dem sechs bayerische Universitäten beteiligt sind, durch das Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst mit 720.000 Euro gefördert. Darüber hinaus fördert das Gesundheitsministerium das Forschungsprojekt „MECFS Kids Bavaria“ der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Klinikums Rechts der Isar der Technischen Universität München in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern, welches sich mit der Versorgung explizit von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit postinfektiöser Fatigue oder ME/CFS befasst.
Aktuelle Informationen zur zweiten Bayerischen Förderinitiative zum Long- und Post-COVID-Syndrom finden Sie hier: https://www.stmgp.bayern.de/presse/holetschek-startet-zweite-runde-der-foerderinitiative-zum-long-und-post-covid-syndrom/.
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