Jan Schönherr erhält Arbeitsstipendium des Freistaats Bayern 2022 für literarische Übersetzerinnen und Übersetzer
Kunstminister Markus Blume: „großes Talent als literarischer Übersetzer“
MÜNCHEN. Das mit 7.000 Euro dotierte Arbeitsstipendium des Freistaats Bayern geht in diesem Jahr an den Übersetzer Jan Schönherr für seine Erstübertragung des englischsprachigen Romans Glory der simbabwischen Autorin NoViolet Bulawayo, die 2023 im Suhrkamp-Verlag erscheinen soll. Kunstminister Markus Blume betonte: „Mit seinem neuen Vorhaben zeigt Jan Schönherr ein weiteres Mal sein großes Talent als literarischer Übersetzer. Bravourös gelingt ihm der Einklang zwischen empathischer Anverwandlung und respektvollem Erhalt des Andersartigen. Diese Übersetzung ermöglicht uns nicht zuletzt, eine neue Perspektive auf die Mugabe-Diktatur zu gewinnen.“
Die Jury würdigte Jan Schönherrs hohes übersetzerisches Können: „Jan Schönherr lässt sich mit sichtbarer Sprachlust, großem Rhythmusgefühl und einer beeindruckenden übersetzerischen Sicherheit auf die Übersetzung der vor absurden Bildern, Sprachspielen und Wortschöpfungen überbordende Satire NoViolet Bulawayos ein, die ihre Geschichte über die Mugabe-Diktatur in eine Tierfabel à la Animal Farm transportiert. Gekonnt balanciert Schönherr auf dem schmalen Grat zwischen politischer Tragik und bald feiner, bald derber Komik. Die klanglich wie dramaturgisch präzise gestaltete Sprache entfaltet auch bedrohlich schillernde Untertöne. Wortschöpfungen der Autorin überträgt er durch oft minimale, amüsante Abwandlungen deutscher Wörter. Er lässt dem Text seine Fremdheit ebenso wie sein gut dosiert eingesetztes Pathos. Dabei bleiben Realität und Tragik hinter den Tiergestalten jederzeit spürbar, weshalb man sie mit der Anteilnahme begleitet, die man auch menschlichen HeldInnen entgegenbringen würde.“
Jan Schönherr wurde 1979 in Weingarten geboren. Nach dem Studium der Philosophie, Soziologie, Politikwissenschaft und Germanistik an der LMU München und einem Auslandsjahr an der Université de Poitiers absolvierte er das Aufbaustudium „Literarisches Übersetzen aus dem Englischen“ an der LMU München. Er arbeitete einige Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Philosophie und Ökonomik der LMU und ist seit 2009 als literarischer Übersetzer aus dem Englischen, Französischen und Italienischen tätig. Jan Schönherr hat eine umfangreiche Liste von Übersetzungen vorgelegt, u. a. von Charles Bukowski (Katzen, 2018), Roald Dahl, Michelle Obama (Becoming, 2018, Übersetzer-Kollektiv) oder Jack Kerouac (Engel der Trübsal, 2022). Für seine Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Bayerischen Kunstförderpreis und dem Förderpreis der Kunststiftung NRW 2019.
Kunstminister Markus Blume gab seiner Wertschätzung für die Kunst der literarischen Übersetzung Ausdruck: „Literarische Übersetzungen lassen uns an anderen Kulturen teilhaben. Die Kunst der Übersetzung, die hohes sprachliches Können mit Empathie und ästhetischem Feingefühl vereint, verdient höchsten Respekt.“ Ohne Übersetzer und Übersetzerinnen, so der Minister, bliebe uns ein großer Teil der Literaturen der Welt verschlossen.
Das Arbeitsstipendium des Freistaates Bayern für literarische Übersetzerinnen und Übersetzer
Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst vergibt seit 2009 jährlich ein Arbeitsstipendium für ein Übersetzungsvorhaben, um die bedeutende kulturelle Leistung der literarischen Übersetzerinnen und Übersetzer zu würdigen, die die Literatur anderer Sprachen für den größten, nicht polyglotten Teil der Leserschaft erst zugänglich macht.
Das Arbeitsstipendium soll einer literarischen Übersetzerin bzw. einem literarischen Übersetzer ermöglichen, sich ohne wirtschaftlich-materiellen Zwang einem Übersetzungsvorhaben zu widmen. Über die Vergabe des Stipendiums entscheidet der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst auf Vorschlag einer Jury, die die eingereichten Eigenbewerbungen prüft.
Der Jury gehören derzeit an: Tanja Handels, Kristina Kallert und Claudia Steinitz.
Das Übersetzerstipendium wird in diesem Jahr wieder öffentlich verliehen. Kunstminister Blume wird Jan Schönherr am 30. Mai im Literaturhaus München auszeichnen.
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