Piazolo: "Gedenkstätte Flossenbürg ist ein Musterbeispiel für innovative Erinnerungskultur!" – Kultusminister betont Bedeutung der KZ-Gedenkstätten für Rechtsstaatlichkeit und Demokratie
Am 23. April 2023 jährt sich die Befreiung des ehemaligen Konzentrationslagers Flossenbürg durch die US-Armee zum 78. Mal – daher wird am Wochenende in verschiedenen Veranstaltungen an die tausenden Opfer dieses Schreckensorts des nationalsozialistischen Terrorregimes erinnert: Am Samstag wird beispielsweise eine Gedenktafel für die inhaftierten und ermordeten Zeugen Jehovas enthüllt, am Sonntag findet der zentrale Gedenkakt mit Kranzniederlegung statt. Vor diesem Hintergrund unterstreicht das Kultusministerium die besondere Bedeutung des Erinnerungsorts Flossenbürg.
Kultusminister Michael Piazolo, der zugleich auch Vorsitzender des Stiftungsrates der Stiftung Bayerische Gedenkstätte ist, setzt sich mit Nachdruck dafür ein, die Gedenkstätte Flossenbürg zu fördern und zu erweitern: „Gerade jetzt, wo Antisemitismus und Rechtsextremismus im Hinblick auf die vielfältigen Herausforderungen unserer Gegenwart wieder salonfähig zu werden drohen, ist es äußerst wichtig, sich mit der Geschichte der Nazibarbarei auseinanderzusetzen. Wir werden das Erinnern wachhalten, das Gedenken pflegen und nicht zulassen, dass rechtsextreme und geschichtsvergessene Personen je die Deutungshoheit über Orte wie diesen gewinnen!“
Die KZ-Gedenkstätten sind als zentrale Lernorte für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit von nationaler Bedeutung. Daher soll zeitnah auch der ehemalige Häftlingssteinbruch „Wurmstein“, in dem die KZ-Insassen unter unmenschlichsten Bedingungen zur Sklavenarbeit gezwungen wurden, in die Gedenkstätte überführt werden. Einen ersten wichtigen Schritt hierzu stellt die Sanierung und erinnerungskulturelle Nutzbarmachung des ehemaligen Verwaltungsgebäudes des SS-Betriebs „Deutsche Erd- und Steinwerke“ (DESt) dar, welche auch mit Bundesmitteln realisiert werden soll. „Ich bin zuversichtlich, dass wir zusammen mit den betroffenen Stellen des Bundes das enorm wichtige Projekt nun schnell voranbringen können“, sagt Piazolo zu den Entwicklungen um die Kofinanzierung des Projekts durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.
KZ-Gedenkstätten als „steinerne Zeugen“ wichtiger denn je
Der Kultusminister führt weiter aus: „Ich freue mich, dass mit dem Shoah-Überlebenden Dr. Leon Weintraub ein ebenso wirkmächtiger wie reflektierter Redner für die zentrale Gedenkveranstaltung gewonnen werden konnte. Wenn nur noch wenige Zeitzeugen unseren Schülerinnen und Schülern die Verbrechen der Vergangenheit persönlich schildern können, bekommen die steinernen Zeugnisse noch mehr Bedeutung. Der Verlust von so vielen engagierten Überlebenden im vergangenen Jahr ist schmerzhaft und macht dieses Anliegen umso dringlicher.“
Piazolo erinnert in diesem Zusammenhang beispielhaft an den im letzten Jahr verstorbenen jüngsten Überlebenden des Lagers Flossenbürg, Dr. Jack Terry, der sich Jahrzehnte für die Völkerverständigung und Aufarbeitung eingesetzt hat. „Das Credo von Jack Terry war: ‚Wenn es einmal passiert, kann es wieder passieren.‘ Das Vermächtnis von Jack Terry ist uns Mahnung und Auftrag zugleich. Der Gedenktag zur Befreiung des Lagers erinnert uns besonders daran.“ Ein besonderer Dank gebühre dem engagierten Team der Gedenkstätte unter der Leitung von Prof. Jörg Skriebeleit, das mit neuen und innovativen Formen die Erinnerung aufrechterhält und so ein Musterbeispiel für gelebte demokratische Erinnerungskultur ist.
Hintergrundinformationen: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg ist der Erinnerungsort für die Opfer des nationalsozialistischen Konzentrationslagers Flossenbürg. Das Konzentrationslager wurde 1938 errichtet und befand sich in unmittelbarer Nähe der Grenze zur damaligen Tschechoslowakei. Hier wurden zunächst vor allem politische Gegner des Regimes, dann aber auch Homosexuelle, Sinti und Roma sowie Kriegsgefangene aus verschiedenen Ländern und Juden inhaftiert und unter unmenschlichen Bedingungen zur Arbeit gezwungen. Von den ca. 100.000 Menschen, die in Flossenbürg und seinen Außenlagern inhaftiert waren, fanden rund 30.000 den Tod, unter ihnen berühmte Persönlichkeiten wie Dietrich Bonhoeffer. Seit 2003 ist die KZ-Gedenkstätte Teil der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, die maßgeblich vom Freistaat Bayern und der Bundesrepublik Deutschland institutionell gefördert wird.
Weitere Informationen unter:
– Homepage der Gedenkstätte Flossenbürg
– Digitales Erinnerungsprojekt „Keeping Memories“ der Gedenkstätte Flossenbürg
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