„Diese Nacht erfüllt uns mit großem Schmerz und tiefer Trauer“ – Kultusstaatssekretär Georg Eisenreich besucht die Gedenkstunde zum 75. Jahrestag der Reichspogromnacht in Hainsfarth
HAINSFARTH/MÜNCHEN. „Diese Nacht erfüllt uns mit großem Schmerz und tiefer Trauer. Auf den Tag genau vor 75 Jahren wurden Menschen im ganzen Deutschen Reich Opfer einer menschenverachtenden Ideologie und brutaler Übergriffe. Der 9. November ist daher ein Tag, an dem wir uns noch mehr als sonst der Verantwortung bewusst werden, die wir seither tragen,“ betonte Kultusstaatssekretär Georg Eisenreich heute bei der Gedenkstunde zum 75. Jahrestag der Reichspogromnacht in Hainsfarth und verdeutlichte: „Dieser mahnt uns zu Vorsicht und Wachsamkeit. Er ruft uns auf, uns aktiv gegen Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung zu wehren. Und er ruft uns in Erinnerung, dass wir dafür verantwortlich sind, dass so etwas nie wieder geschieht.“
Reichspogromnacht
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden unzählige jüdische Gottes- und Bethäuser, Friedhöfe, Wohnungen und Geschäfte im gesamten Deutschen Reich verwüstet, zerstört und in Brand gesetzt. Viele Hundert Juden wurden ermordet oder in den Selbstmord getrieben, zunächst Zehntausende in Konzentrationslagern inhaftiert. Organisiert und dirigiert wurden die Gewaltaktionen vom nationalsozialistischen Regime, das den tödlichen Angriff eines 17 jährigen Pariser Juden auf den deutschen Diplomaten vom Rath als Vorwand nahm, um antijüdische Stimmung zu schüren und gegen Juden vorzugehen. Die Reichspogromnacht stellt eine weitere Stufe der Eskalation hin zur systematischen Verfolgung der jüdischen Bevölkerung dar. Diese mündete 1941 in den Holocaust, die Ermordung von sechs Millionen Juden.
Jüdisches Leben in Hainsfarth
Für Staatssekretär Eisenreich ist die ehemalige Synagoge in Hainsfarth ein historischer Lernort, „der uns auffordert, einzuschreiten und aufzustehen, wenn die Werte, auf denen unser Gemeinwesen und unsere Demokratie basieren, bedroht und gefährdet sind.“ Eisenreich betonte abschließend: „Die Erinnerung motiviert uns zum Denken und Handeln. Darum sind Erinnerungsarbeit und Erinnerungsorte so wichtig.“
Die Geschichte jüdischen Lebens in Hainsfarth geht zurück bis ins 15. Jahrhundert. Im Jahr 1710 erbaute dort die jüdische Gemeinde eine der ersten Synagogen in Bayern. Diese wurde 1810 renoviert und 1857 neu erbaut. Rund 80 Jahre später wurde die Synagoge in der Reichspogromnacht gestürmt, geplündert und verwüstet. Bis 1943 wurde die gesamte jüdische Gemeinde Hainsfarth deportiert und in Vernichtungslagern ermordet. 1978 hat die Gemeinde Hainsfarth das Gebäude erworben, das bis dahin vor allem als Lagerhalle genutzt wurde. In den 1990er Jahren wurde die ehemalige Synagoge mit Unterstützung des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege restauriert. Sie dient seither als Ort der Erinnerung, als Begegnungsstätte und als Raum für kulturelle Veranstaltungen und Ausstellungen.
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