FÜRACKER VERLEIHT „DIALEKTPREIS BAYERN 2022“ – Acht Botschafter der Dialekte werden für ihre besonderen regionalen Verdienste um die Dialektpflege und -forschung mit je 1.000 Euro gewürdigt
Der von Finanz- und Heimatminister Albert Füracker verliehene und mit je 1.000 Euro dotierte Preis würdigt besondere regionale Verdienste im Bereich Dialektpflege und -forschung. Für jeden Regierungsbezirk ist grundsätzlich eine Auszeichnung vorgesehen. Zusätzlich gibt es einen Preis für die sudetendeutsche Mundartpflege. Folgende Preisträger wurden mit dem „Dialektpreis Bayern 2022“ ausgezeichnet:
Oberbayern: Helmut Eckl, München
Der seit 50 Jahren in München lebende und aus dem damaligen niederbayerischen Wolfersdorf stammende Mundart-Dichter Helmut Eckl bezeichnet sich selbst als „Weltbayer“ und „interbairisch“. Helmut Eckl ist seit 1976 als Autor und Herausgeber zahlreicher Gedicht- und Satirebände tätig. Eckl ist langjähriger Vorsitzender der MundArtFreunde Bayerns e.V., Mitbegründer des Poetenstammtischs „Bühne frei“ und hat bereits 185-mal Autoren und Musikanten zum literarisch-satirisch-musikalischen Frühschoppen in das Münchner Theater im Fraunhofer eingeladen. 2011 erhielt Eckl den bayerischen Poetentaler. Dieser wird durch die Münchner Turmschreiber verliehen, deren Mitglied er bereits seit 20 Jahren ist.
Niederbayern: Wastl Goller, Falkenberg
Der Niederbayer Wastl Goller ist ein Mundart-Multitalent. Er lebt und arbeitet Dialekt in allen Facetten des Theaters: Als Schauspieler, Regisseur, Theaterpädagoge und -dozent. Wastl Goller bedient sich der Mundarten virtuos auf verschiedenen erzählerischen Ebenen. Er nutzt die Bandbreite der Dialekte auch bei klassischen Theaterstücken und zeichnet dadurch starke Charaktere. Goller arbeitet nicht nur mit Profischauspielern zusammen, sondern auch mit Laiendarstellen und daneben als Theaterpädagoge mit Kindern, Jugendlichen und im integrativen Theater. Seit einigen Jahren ist er zudem Laienspielberater für den Bezirk Niederbayern. An der Passauer Athanor Akademie ist er seit 2003 Dozent und seit 2019 Leiter. Als Schauspieler hat er unter anderem bei den Salzburger Festspielen („Jedermann“), den Carl Orff Festspielen, im Theater an der Rott und seit 2013 im Improvisationstheater „Mördernacht“ mitgespielt.
Oberpfalz: Die Original Bauernsfünfer, Edelsfeld
Seit fast 15 Jahren betreiben Dominik Niklas, genannt „Da Oine“, und Uli Radl als „Da Aana“ Musikkabarett im oberpfälzer Dialekt. Als „Zierde der Oberpfalz“ werden die Original Bauernsfünfer bezeichnet. Sie nehmen die Oberpfälzer Mentalität mit einem Augenzwinkern aufs Korn und stellen sie gleichzeitig als wertvolles Kulturgut dar. Mit ihrer musikalischen Virtuosität kombinieren sie sämtliche Musikstile wie Jazz, Volksmusik, Soul oder Tango. Vielfältige Instrumente sind ein weiteres Markenzeichen der Original Bauernsfünfer: Neben Gitarre, Klarinette und Klavier spielen sie auch Ukulele, Nasenpfeiferl, Glockenspiel, Melodika, Blockflöte, Windmaschine oder auf einer Schnupftabakdose. Die Original Bauernsfünfer können auf zahlreiche Auftritte wie beispielsweise im Münchner Volkstheater, Valentin-Karlstadt-Musäum oder die musikalische Umrahmung des 70. Geburtstags von Fredl Fesl zurückblicken. Ausgezeichnet wurden Niklas und Radl unter anderem mit dem Vohenstraußer Kabarettpreis (2013), dem Thurn-und-Taxis-Kabarettpreis (2014) und dem Kulturpreis des Bezirks Oberpfalz (2015).
Oberfranken: Dr. Gerhard C. Krischker, Bamberg
Dr. Gerhard C. Krischker ist ein Bamberger Urgestein und seine Verbundenheit zur Heimatstadt ist in vielen seiner Werke nachzufühlen. Selbst bezeichnet er sich als „Hof- und Unterhaltungsnarr“ und seine eigenen Werke als „Bamberger Mund(un)artiges“. Dr. Krischker studierte Germanistik und Geschichte, hatte 1997 die „Poetikprofessur“ an der Universität Bamberg inne und ist zudem als Lektor, Verleger und Autor für Funk, Fernsehen und Zeitungen tätig. Bereits seit Mitte der 1970er-Jahre schreibt er Mundartgeschichten, später auch Kurzgeschichten. Seine Werke sind kritisch, bestechen mit Wortwitz und tiefgründigem Humor. Mithilfe der Bamberger Mundart will Dr. Krischker Vorurteile beseitigen: Mundartlyrik kann jedermanns Belange vertreten und ist nicht nur eine literarische Nische. Ausgezeichnet wurde Dr. Gerhard C. Krischker unter anderem mit dem Kulturpreis der oberfränkischen Wirtschaft (1980), dem Frankenwürfel (1999) und dem E.T.A.-Hoffmann-Preis der Stadt Bamberg (2004).
Mittelfranken: Edzerdla. Fränkisches MundArt-Festival, Burgbernheim
Das Edzerdla Festival vereint Mundart-Künstler – Profis, genauso wie Laien, Amateure und Nachwuchstalente von Jung bis Alt – aus ganz Franken und aus allen Kunstsparten. Das Festival vernetzt die fränkische Künstlerszene, ist kreative Austauschplattform und soll auch Kinder, Jugendliche, Musiker und Amateurgruppen zum Mitmachen motivieren. Bekannte Namen der fränkischen Künstlerszene wie beispielsweise Matthias Egersdörfer, Wolfgang Buck, Günter Stössel, Fitzgerald Kusz, Helmut Haberkamm oder Winni Wittkopp mit der Skinny Winni Band waren beim Festival dabei. Aber auch Neuentdeckungen gab es beim Edzerdla wie Sebastian Voll, Thomas Bauernschmitt oder Werner Küfner. Die Initiatoren, Dr. Helmut Haberkamm und die Stadt Burgbernheim, haben das Festival bisher zweimal, 2016 und 2018, mit großem Erfolg durchgeführt. Eine Neuauflage des Edzerdla MundArt-Festivals wird für 2024 geplant.
Unterfranken: Lore Hock, Waldaschaff
Lore Hock begann Anfang der 1990er-Jahre als Teil des Waldaschaffer Frauenkabaretts „Ja, soue isses!“ ihre Karriere mit Mundartkabarett. Bis zu ihrem Bühnenabschied 2018 war sie auch über 20 Jahre auf den Kabarettbühnen des Bayerischen Untermains mit ihren humorvollen Geschichten und als waschechte Närrin im Rahmen des fränkischen Fastnachtstreibens zu sehen. 2022 wurde sie für die Benefizveranstaltung „Frühlingsgefühle mit Lore Hock“ reaktiviert. Aufgrund ihres sozialen Engagements gilt Hock in Waldaschaff als gute Seele des Dorfes. Erlöse aus Kabarettabenden hat Lore Hock kurzerhand ihrem Kindergarten, in dem sie als Leiterin tätig war, für Renovierungsarbeiten gespendet. Ausgezeichnet wurde Lore Hock unter anderem mit dem Frankenwürfel (2012).
Schwaben: Dr. Edith Burkhart-Funk, Krumbach, und Brigitte Schwarz, Ettringen
Die Sprachwissenschaftlerinnen Brigitte Schwarz und Edith Burkhart-Funk verbindet ihre langjährige wissenschaftliche Tätigkeit mit und für den schwäbischen Dialekt. Gemeinsam arbeiteten sie bereits am 2006 abgeschlossenen Sprachatlas von Bayerisch Schwaben. Den „Dialektpreis Bayern 2022“ erhalten sie für den Aufbau des „Dialektologisches Informationssystem von Bayerisch-Schwaben (DIBS)“. Das DIBS ist ein mit vielfältigen Suchfunktionen ausgestattetes allgemein zugängliches Internetportal für den Südwesten Bayerns. Ziel des Projekts ist die Beschreibung des gesamten Wortschatzes von Bayerisch-Schwaben mit ca. 300.000 Sprachbelegen, die ca. 36.000 Stichwörtern zugeordnet sind. Das Dialektologische Informationssystem von Bayerisch-Schwaben ist Teil des Online-Portals „Bayerns Dialekte Online“, das drei Projekte – Bayerisches Wörterbuch, Fränkisches Wörterbuch und DIBS – gemeinsam abbildet.
Sudetendeutsche: Ingrid Deistler, Kalchreuth
Ingrid Deistler ist eine unermüdliche Förderin der sudetendeutschen Kultur und insbesondere des Dialekts. Mit ihren Eltern und ihrem Mann hat Ingrid Deistler im Egerländer Dialekt gesprochen und das Egerländische auch an ihre Kinder weitergegeben. Ihr vielfältiges Engagement zeigt sich beispielsweise in der Leitung des Freundeskreises sudetendeutscher Mundarten, der Mitorganisation der jährlichen Mundarttagung in Bad Kissingen, als Vorsitzende der Egerländer Gmoi in Nürnberg und der Leitung des dortigen Mundartkreises sowie der Leitung und Moderation der sudetendeutschen Mundartlesungen bei den jährlichen Sudetendeutschen Tagen. Zudem ist Ingrid Deistler Autorin von Mundartgedichten und hat als Musikantin und Volkssängerin zahlreiche Auftritte mit der Egerländer Familienmusik Deistler. 2013 erhielt Ingrid Deistler den Förderpreis zum Egerländer Kulturpreis Johannes von Tepl.
Die Vorschläge für die Preisträger des „Dialektpreises Bayern 2022“ wurden im Vorfeld von den bayerischen Bezirksheimatpflegern eingereicht.
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