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Pressemitteilung
04.06.2025
Nr. 104
Die Ministerin erklärte: „Organspende wäre damit der Normalfall – und jeder und jede wäre bei Vorliegen der gesetzlichen Voraussetzungen Organspender, könnte dem aber aktiv widersprechen. Denn obwohl laut einer 2024 durchgeführten Umfrage des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit 85 Prozent der Menschen in Deutschland dem Thema Organ- und Gewebespende positiv gegenüberstehen, hat nach eigenen Angaben nach wie vor nur etwa ein Drittel einen Organspendeausweis. Ich setze mich deshalb klar für die Einführung der Widerspruchslösung ein und appelliere an den Bundestag, das Thema wieder aufzugreifen.“
Gerlach ergänzte: „Zwar hat jeder der 953 Organspender im vergangenen Jahr nach seinem Tod durchschnittlich rund drei schwer kranken Patienten die Chance auf ein längeres und besseres Leben ermöglicht. Aber viele Menschen auf der Warteliste sterben, bevor sie eine Transplantation bekommen.“
Die Ministerin fügte hinzu: „Auch in Bayern ist die Lage bedrückend: Aktuell stehen rund 1.100 Menschen auf der Warteliste für ein Spenderorgan. Die Zahl der postmortalen Organspender betrug 2024 jedoch nur 157.“
Gerlach sagte: „Klar ist aber auch: Die Widerspruchslösung allein wird das Problem nicht lösen. Wir brauchen eine Kultur der Organspende, die wir nur gesamtgesellschaftlich etablieren können. Wichtig bleiben daher auch weitere Maßnahmen wie die Aufklärung der Bevölkerung und Schulungen der Mitarbeitenden in den Kliniken. Ich appelliere daher an alle, sich mit dem Thema Organspende auseinanderzusetzen und die selbstbestimmte Entscheidung zu dokumentieren.“
Ebenfalls bei der Pressekonferenz im Deutschen Museum vertreten waren der Medizinische Vorstand der DSO, der stellvertretende Vorsitzende des Bundesverband Niere e.V. sowie zwei Betroffene, die das Thema Organspende aus persönlicher Sicht beleuchteten.
Dr. med. Axel Rahmel, Medizinischer Vorstand der DSO, betonte: „Die Entscheidung zur Organspende zu Lebzeiten ist wichtig. Denn der häufigste Grund, warum in Deutschland mögliche Organspenden nicht durchführbar sind, ist eine fehlende Zustimmung. Nach wie vor lag in den letzten Jahren bei nur rund 15 Prozent aller an die DSO gemeldeten Spender tatsächlich eine dokumentierte Entscheidung des Verstorbenen vor und Angehörige haben dann häufig die Sorge, etwas falsch zu machen. Die Konsequenz: Wenn Angehörige nach dem mutmaßlichen Willen des Verstorbenen oder gar nach eigenen Wertvorstellungen entscheiden müssen, sinkt die Zustimmungsrate dramatisch – im letztgenannten Fall sogar auf rund 25 Prozent. Liegt jedoch ein schriftlicher Wille vor, erreicht die Zustimmungsrate über 75 Prozent. Wir bitten daher jede Bürgerin und jeden Bürger, den eigenen Willen zur Organspende zu dokumentieren, sei es in einem Organspendeausweis, mit einem Eintrag im Organspende-Register oder in einer Patientenverfügung. So wird den Angehörigen in dieser ohnehin schon schwierigen Situation die Last der Entscheidung genommen.“
Stefan Mroncz, stellv. Vorsitzender des Bundesverbands Niere e.V., erhielt vor 22 Jahren – am 2. Juni 2003 – eine Spenderniere. Er unterstrich: „Ich weiß um die unvorstellbaren Ängste und Sorgen eines Dialysepatienten, der auf der Warteliste für ein Spenderorgan steht, und wie sich das Leben nach einer Transplantation grundlegend zum Positiven verändert. Dafür bin ich dem Spender oder der Spenderin zutiefst dankbar und wünsche mir, dass mehr Wartepatienten diese Chance erhalten. Die Widerspruchslösung ist ein wichtiges Element, um die Organspende in Deutschland voranzubringen.“
Brigitte Herzog, Mutter einer Organspenderin, fand Trost in dem Wissen, dass ihre Tochter die Entscheidung zur Organspende in einem Organspendeausweis dokumentiert hatte. Sie berichtete: „Mit ihrer Organspende konnte sie vier Menschen die Chance auf ein Weiterleben schenken. Das Leben, das sie so geliebt hat, verschenkte sie so weiter.“
Barbara Hobmeier wurde vor 31 Jahren, ebenfalls an einem 2. Juni, als erstes Kind in Bayern lebertransplantiert und ist heute Mutter zweier Kinder. Sie erklärte: „Mit der Transplantation ging für mich ein jahrelanger Leidensweg zu Ende und ein neues Leben begann. Ich bin froh und dankbar über das Spenderorgan, denn ohne diese Organspende gäbe es meine Töchter heute nicht.“
Die zentrale Veranstaltung zum bundesweiten Tag der Organspende findet in diesem Jahr in Regensburg statt. Unter dem Motto „Zeit, Zeichen zu setzen“ wird es am 7. Juni in der Regensburger Innenstadt ein buntes Programm geben. Wesentlicher Bestandteil sind ein ökumenischer Dankgottesdienst, die Aktion „Geschenkte Lebensjahre“ sowie Informationsstände und Aktionsflächen, an denen Interessierte Fragen stellen können.
Aktuelle Zahlen zur Organspende:
In diesem Jahr gab es nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) in den ersten fünf Monaten bislang 426 postmortale Organspender in Deutschland (Stand 3. Juni 2025). Im gleichen Vorjahreszeitraum waren es 382. Bayernweit wurden bislang 61 postmortale Organspender verzeichnet – 6 mehr als im Vorjahreszeitraum. Damit zeichnet sich für das laufende Jahr zwar eine leicht positive Tendenz ab, die Zahlen lassen jedoch noch keine Rückschlüsse auf einen allgemeinen Trend zu.
Weitere Informationen zum Tag der Organspende sowie zu weiteren Themen rund um das Thema Organspende finden Sie unter:
www.tagderorganspende.de
http://www.stmgp.bayern.de/aufklaerung_vorbeugung/organspende/
http://keine-ausreden.bayern/
Aktuelle Statistiken zur Organspende in Deutschland sowie in den sieben DSO-Regionen sind auf der Website der DSO verfügbar:
Statistiken zur Organspende (dso.de)
Statistiken zur Organtransplantation (dso.de)
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