Bayern setzt künftig auf anonymisierte Corona-Kontaktverfolgung / Holetschek und Gerlach: Die Omikron-Variante zeigt, dass wir andere Instrumente der Pandemiebekämpfung brauchen / Kontaktdatenerfassung per Luca-App nicht mehr angezeigt
Bayern setzt im Kampf gegen die Corona-Pandemie künftig auf eine anonymisierte Kontaktverfolgung und die Weiterentwicklung der Corona-Warn-App (CWA) des Bundes. Darauf haben das Bayerische Digitalministerium und das Bayerische Gesundheitsministerium am Dienstag in München hingewiesen.
Grund ist die rasante Ausbreitung der Omikron-Variante, die eine individualisierte Nachverfolgung von Kontaktpersonen durch die Gesundheitsämter deutlich erschwert. Eine Kontaktdatenerfassung durch die Luca-App ist daher nicht mehr angezeigt. Der Freistaat Bayern wird deshalb keine erneute Ausschreibung für eine App zur Kontaktdatenerfassung durchführen und den bestehenden Vertrag mit der Culture4Life GmbH zum 05. April 2022 auslaufen lassen.
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek betonte: „Auf der Grundlage einer genauen Nutzenbewertung haben wir uns entschlossen, nach Auslaufen des Nutzungsvertrags der Luca-App diesen nicht zu verlängern.“ Holetschek fügte hinzu: „Die Corona-Warn-App stärkt die in der aktuellen Omikronwelle mit hohen Infektionsraten besonders wichtige Eigenverantwortung jedes Einzelnen, denn sie versetzt die Nutzer in die Lage, sich unverzüglich selbst wirksam zu schützen und andere zu warnen. Ich habe bereits Bundesgesundheitsminister Lauterbach kontaktiert und gebeten, die App für diese neue Rolle fit zu machen und mehr Details zum infektionsrelevanten Kontakt zur besseren individuellen Einordnung zur Verfügung zu stellen.“ Der Bund hat die Weiterentwicklung der CWA grundsätzlich zugesagt. Das Bayerische Gesundheitsministerium hat den Bund bereits aufgefordert, die App speziell auch zur Unterstützung der Gesundheitsämter weiterzuentwickeln sowie den Nutzern konkretere Informationen zu Ort und Zeitpunkt der Risikokontakte zur Verfügung zu stellen.
Die Nutzenbewertung zur Luca-App hatte gezeigt: Während der moderaten Infektionszahlen im vergangenen Jahr konnte die Luca-App die Kontaktnachverfolgung deutlich vereinfachen und damit die Gesundheitsämter entlasten. Zum Jahresende veränderten sich aber die Rahmenbedingungen: Unter anderem wurde die Pflicht zur namentlichen Kontaktdatenerfassung in Bayern deutlich zurückgefahren. Bars, Kneipen und Clubs wurden geschlossen, die Kontaktnachverfolgung entsprechend den Vorgaben des RKI auf Haushalte infizierter Personen sowie Einrichtungen zur Betreuung vulnerabler Personengruppen fokussiert, bei denen die personalisierte Kontaktdatenerfassung kaum eine Relevanz hat.
Damit reduzierte sich der Einsatzbereich der Luca-App deutlich. Vergleichbare Entwicklungen sind auch in den anderen Ländern zu beobachten. Parallel dazu wurde die CWA des Bundes stetig weiterentwickelt und deckte immer mehr die Funktionalitäten der Luca-App mit ab.
Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach erklärte: „Smartphone statt Zettelwirtschaft – die Erhebung der Kontaktdaten per App war im letzten Jahr ein wesentlicher und zu dem Zeitpunkt sehr sinnvoller Baustein im Kampf gegen die Pandemie. Wir haben dabei das Gesundheitsministerium gern unterstützt. Mit der aktuellen Veränderung im pandemischen Geschehen werden nun andere Wege in der Corona-Abwehr nötig.“
Bayern hatte zum 06. April 2021 eine Lizenz über 12 Monate für die landesweite Nutzung der Luca-App erworben. Alle 76 bayerischen Gesundheitsämter konnten schnell und reibungslos an das System angebunden werden. Im Falle einer bestätigten Covid-19-Infektion konnten die Gesundheitsämter die mit der App erfassten Kontaktdaten der infizierten Person abfragen und weitere Kontaktpersonen verständigen. In Bayern wurden in einzelnen Wochen über 15.000 Kontaktdaten angefragt und über 9.000 Warnhinweise auf mögliche oder erhöhte Infektionsrisiken über die App ausgespielt.
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