Europaministerin Huml zu Gesprächen im Senegal / Ausbau der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Ernährungssicherheit und Landwirtschaft
Bayerns Staatsministerin für Europaangelegenheiten und Internationales, Melanie Huml, reist für zwei Tage in den Senegal. Schwerpunkt der Reise ist der Ausbau der Entwicklungszusammenarbeit in den Bereichen Ernährungssicherheit und Landwirtschaft. Neben Gesprächen mit politischen Vertretern sowie Nichtregierungsorganisationen stehen vor allem Besuche bei bayerischen Projektpartnern auf dem Programm. Huml: „Der Senegal hat eine lange demokratische Tradition und ist Stabilitätsanker in der Region und auf dem gesamten afrikanischen Kontinent. Doch trotz der guten Voraussetzung hemmen Energieknappheit, Nahrungsmittelkrisen, starkes Bevölkerungswachstum und eine hohe Arbeitslosigkeit die Entwicklung des Landes. Seit Jahren unterstützen wir im Rahmen der bayerischen Entwicklungszusammenarbeit sehr erfolgreich lokale Projekte, beispielweise im Bereich der beruflichen Bildung. Darüber hinaus werden wir zukünftig das Thema Ernährungssicherheit verstärken, denn gerade ärmere Länder wie der Senegal leiden besonders unter den Folgen des Klimawandels und der derzeitigen Exportblockade ukrainischen Getreides durch den Krieg in der Ukraine.“
Erster Programmpunkt am Donnerstag ist die Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung zwischen der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HWS) und der senegalesischen Université du Sine Saloum El-Hâdj Ibrahima NIASS im Rahmen des Projekts „African-Bavarian Alliance for Applied Science“. Mit der Kooperation soll die Hochschulausbildung im Bereich der Lebenswissenschaften vor Ort ausgebaut und praxisnäher gestalten werden, etwa durch Projektreisen, Schulungen und den Aufbau interdisziplinärer und internationaler Studiengänge. Langfristiges Ziel ist die Steigerung der Produktivität der überwiegend kleinbäuerlichen Landwirtschaft im Senegal. Huml: „Noch immer bestehen etwa 95 Prozent der Tätigkeiten der Landwirte im Senegal aus Handarbeit. Um die steigende Nachfrage nach Lebensmitteln langfristig decken zu können ist es wichtig, die Produktivität der kleinbäuerlichen Landwirtschaft zu erhöhen und die Ernteverluste zu minimieren. Die Kooperationen im Netzwerk African-Bavarian Alliance für Applied Science haben sich bisher als sehr erfolgreich erwiesen: Durch den internationalen Austausch sowie die praxisnähe Ausbildung leisten wir erfolgreiche Hilfe zur Selbsthilfe und damit einen wichtigen Beitrag zur künftigen Ernährungssicherheit.“
Das seit Anfang 2022 laufende Projekt der HWS mit den senegalesischen Partnerhochschulen wird durch den Freistaat Bayern mit rund 330.000 Euro gefördert. Die Kooperation im Senegal erweitert das bereits bestehende bayerische Netzwerk geografisch über die schon eingebundenen Länder Tunesien und Äthiopien sowie die bayerischen Partnerregionen in Südafrika hinaus und nimmt zudem verstärkt die Folgen des Klimawandels in den Blick.
Am Nachmittag steht ein Besuch des „Bayerischen Hauses“ in der etwa 1,5 Autostunden westlich von Dakar gelegenen Großstadt Thiès an. Das 2018 unter anderem durch den Freistaat eröffnete Haus ist lebendige Begegnungsstätte für kulturelle Veranstaltungen, Aus- und Weiterbildungen und wird von zahlreichen lokalen und bayerischen Projektpartnern aus Wirtschaft und Sozialgesellschaft genutzt. Eigentümer des Bayerischen Hauses ist die Diözese Thiès, die unter anderem eine enge Diözesenpartnerschaft mit dem Erzbistum Bamberg unterhält.
Hauptnutzer des Bayerischen Hauses ist das Projekt „Erfolgreich im Senegal“. Gemeinsam mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH unterstützt der Freistaat Bayern junge Menschen bei der Existenzgründung, insbesondere in den Bereichen Handwerk, Dienstleistung und innovative Landwirtschaft bzw. Nutzung Erneuerbare Energien. Huml: „Der Senegal ist ein junges Land mit großem Potenzial: Rund 80 Prozent der Bevölkerung sind jünger als 35 Jahre, jedoch nur rund 20 Prozent von ihnen haben eine feste Anstellung. Mit dem Projekt `Erfolgreich im Senegal´ geben wir dieser jungen Generation berufliche Chancen und damit eine Bleibeperspektive. Bisher haben über 2250 Menschen von den Beratungs-, Ausbildungs- und Fortbildungsleistungen profitiert, davon rund ein Drittel Frauen.“
Das bis 2023 laufende Projekt wurde mit rund 6 Mio. Euro durch den Freistaat gefördert und stellt die bisher größte Beteiligung eins Bundeslandes an einem Programm der deutschen Entwicklungszusammenarbeit dar.
Zudem wird sich Ministerin Huml über das Projekt „Vélo Solaire“ informieren. Das Projekt wurde im vergangenen Jahr von Ministerin Huml in Bamberg gestartet und wird vom Freistaat mit rund 670.000 Euro gefördert. Durch das Bildungswerks der Bayerischen Wirtschaft werden junge Zweiradmechaniker für die Montage, Reparatur und Wartung von solarbetriebenen e-Lastenfahrrädern ausgebildet. Die dabei montierten Räder können gegen eine geringe Nutzungsgebühr entliehen werden und unterstützen unter anderem Gründer im Bereich Kleinlogistik. „Mit dem Projekt `Vélo Solaire´ fördern wir nachhaltiges Kleinunternehmertum sowie die Entwicklung klimaneutraler Kleinlogistikkonzepte. Davon profitieren insbesondere auch Kleinbauern. Durch die kostengünstigen Transportmöglichkeiten können sie ihre produzierten Lebensmittel nun regional und überregional anbieten und vermarkten und sich einfacher mit Saatgut und Düngemittel versorgen. Das leistet einen wertvollen Beitrag zur Ernährungssicherheit, gerade in den ländlichen Regionen“, so Huml.
Im Anschluss findet im Rahmen eines Abendessens ein Austausch zwischen Ministerin Huml und dem Bischof von Thiès, S. Em. André Guèye, über aktuelle politische und soziale Themen statt.
Am Freitag besucht Ministerin Huml ein Projekt des Bundesverbands der Maschinenringe e. V. in Thiès. Nach dem Vorbild der bayerischen Maschinenringe hat jeder landwirtschaftliche Betrieb unabhängig von seiner Größe und Form die Möglichkeit, eigene freie Maschinenkapazitäten anderen Betrieben anzubieten und fehlende Kapazitäten zu beziehen. Huml: „Der niedrige Mechanisierungsgrad der senegalesischen Landwirtschaft sorgt dafür, dass die Menschen gerade nur so viel anbauen können, wie sie zum eigenen Leben brauchen. Um langfristig die Lebensmittelknappheit zu bekämpfen, sind Produktionssteigerungen erforderlich. Mit dem Projekt treiben wir die überbetriebliche Agrarmechanisierung im Senegal voran: Wir bessern die Anbaubedingungen, steigern die Produktion und bekämpfen damit Hunger und Armut.“ Der Freistaat fördert das Projekt des Bundesverbands seit 2019. Aufgrund des großen Erfolges wurde die ursprünglich für zwei Jahre laufende Förderung von 455.000 Euro um weitere 366.000 Euro für 2022 ergänzt.
Neben dem Besuch des Maschinenparks ist zudem geplant, den Einsatz der Maschinen bei der Ernte auf den Feldern vor Ort zu besichtigen und sich mit den Bauern über die bisherigen Erfahrungen auszutauschen.
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