Holetschek: Zusammenspiel aus Hoch- und Fachschulausbildung sichert physiotherapeutische Versorgung – Bayerns Gesundheitsminister: Vom Bund geplante Vollakademisierung des Berufes ist ein Irrweg
Bayerns Gesundheits- und Pflegeminister Klaus Holetschek hat auf eine drohende Verschärfung des Fachkräftemangels in der Physiotherapie hingewiesen, falls die Bundesregierung an ihren Plänen zur Reform der Physiotherapeutenausbildung festhält. Holetschek sagte am Samstag anlässlich seines Besuches der PhysioKlinik im Aitrachtal: „In unserer alternden Gesellschaft wächst der Bedarf an fachlich versierter Physiotherapie stetig. Ich setze mich dafür ein, das Berufsfeld Physiotherapie mit Bedacht zu modernisieren und so die physiotherapeutische Versorgung in Bayern zu stärken. Ein Irrweg ist es, künftig allein auf die akademische Ausbildung von Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten zu setzen, wie es Bundesgesundheitsminister Lauterbach plant.“
Der Minister betonte: „Wir müssen jungen Menschen vielfältige Einstiegs- und Aufstiegsmöglichkeiten bieten, um dringend benötigte Fachkräfte zu gewinnen und zu binden. Die fachschulische Ausbildung zum Physiotherapeuten muss dabei erhalten bleiben. Leider plant die Bundesregierung aktuell eine de-facto-Vollakademisierung des Berufsbildes. Das lehne ich ab.“
Laut bisherigen Plänen des Bundes soll das Berufsbild Masseur und medizinischer Bademeister mit dem des bisher fachschulisch ausgebildeten Physiotherapeuten verschmelzen, während die Berufsbezeichnung ‚Physiotherapeut‘ oder „Physiotherapeutin“ nur noch nach einer hochschulischen Ausbildung geführt werden darf. Holetschek erläuterte: „Das würde in der Summe eine klare Abwertung des fachschulischen Ausbildungsberufs bedeuten und ist nicht zielführend.“
Holetschek betonte: „Geradewegs absurd ist die Argumentation des Bundesgesundheitsministers, der bisherige Ausbildungsberuf Physiotherapeut müsse abgeschafft werden, da durch ihn der benötigte Nachwuchs an Fachkräften nicht gedeckt werden konnte.“ Der Minister fügte hinzu: „Das Gegenteil ist der Fall: Genau diese Tatsache bestärkt uns in unserer Position, dass alle Ausbildungswege attraktiv sein müssen – ganz gleich ob Hoch- oder Berufsfachschule! Nur durch das Zusammenspiel beider Zugangswege zum Physiotherapieberuf werden wir den weiter steigenden Bedarf an qualifizierten Kräften decken können.“
Holetschek erläuterte: „Die fachschulische Ausbildung zum Physiotherapeuten hat sich bewährt. Sie vermittelt hohe Fachkenntnisse und praktische Fähigkeiten. Die Qualität der schulischen Ausbildung können wir weiter steigern und die Ausbildung so zukunftsfähig machen. Klar ist: Auch, wenn durch die Reform der Ausbildung Forschung und Lehre ermöglicht werden, bleibt der Beruf des Physiotherapeuten in seinem Kern fachlich versiertes Handwerk.“
Zudem würden mit dem vom Bundesgesundheitsministerium vorgeschlagenen Konzept Schülerinnen und Schüler mit einem Haupt- bzw. Mittelschulabschluss von den Heilberufen ausgeschlossen werden. Sie können bislang – nach der Ausbildung zum Masseur und medizinischen Bademeister – auch Physiotherapeuten werden.
Holetschek kritisierte: „Aufstiegsmöglichkeiten und vertikale Durchlässigkeit müssen gefördert werden, nicht beschnitten. Auch für blinde und sehbehinderte Menschen ist der Massageberuf eine wichtige Einstiegsmöglichkeit in den Bereich der Gesundheitsberufe. Zudem leisten Masseure und medizinische Bademeister auch in der Kur- und Heilbranche wichtige Tätigkeiten, mit denen sie Physiotherapeuten entscheidend entlasten. Das Berufsbild sollte daher erhalten und durch Kompetenzerweiterungen aufgewertet werden.“
Staatsminister Holetschek unterstrich: „Unbestritten ist: Eine Teilakademisierung des Berufsbildes Physiotherapeut ist richtig und wichtig. An den Hochschulen können fachliche und methodische Kompetenzen vermittelt werden, die in einem sich stetig wandelnden Gesundheitssektor immer wichtiger werden. Wir können dort zusätzliche hochqualifizierte Fachkräfte für eine Arbeit inmitten komplexer werdender Versorgungsstrukturen ausbilden, in denen Management-, Wissenschafts- und Sozialkompetenzen zunehmend gefragt sind.“
Der Minister unterstrich: „Ob Berufsfachschule oder Bachelor, Meister oder Master – in Bayern sollen weiterhin viele Wege zum beruflichen Erfolg führen! Ich fordere daher die Bundesregierung auf, bei der Reform der Physiotherapieberufe Chancengerechtigkeit zu wahren und den nötigen Fachkräftenachwuchs sicherzustellen.“
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